ueberdemabgrund

 

Über dem Abgrund  (Fortsetzung zu „Der Absturz“, Autor Verena)

 

An einem sonnigen Frühlingstag beschlossen die Bergsteiger Elke und Marc eine Klettertour zu unternehmen. Sie hatten die erste Hürde, den Aufstieg an einer Steilwand schon hinter sich gebracht. „Geschafft.“, sagte Elke glücklich, als sie oben angekommen waren. „Denkste, die ersten 100 Meter darein haben es in sich, das ist ein enger Kamin, in dem man sich kaum umdrehen kann.“, meinte Marc und zeigte auf die Höhle, in die sie hinab steigen wollten. „Das ist ja traumhaft.“, sagte Elke und genoss die schöne Aussicht. „Gut, du gehst als erstes. Wir werden noch einige Seillängen brauchen. Nach 20 Metern schlägst du den ersten Harken und sicherst mich. Also Glück auf.“, meinte Marc. Elke nickte. „Glück auf.“ Sie stieg in den Kamin hinab und setzte den ersten harken. „Du bist gesichert, Marc.“, rief sie ihm von unten zu. „Ok, ich steige jetzt ein.“, rief er. Er hatte gerade die ersten Meter hinter sich gebracht, als der Harken nachgab und aus der Wand riss. Marc stürzte vor den entsetzten Augen seiner Freundin in die Tiefe. „Marc, Marc.“, schrie sie, doch er antwortete nicht. Elke seilte sich zu ihm ab.

Biggi war zur Abschlussuntersuchung in der Klinik. „Und jetzt gehen sie ein paar Schritte.“, meinte der Arzt. Biggi ging zu ihm hin und wieder zurück. Sie konnte schon fast wieder ganz normal laufen und zog das verletzte Bein nur noch etwas nach. „Wunderbar.“, sagte der Arzt. Biggi lächelte glücklich. „Sie kompensieren die Belastung des verletzten Beins zwar noch etwas, aber das ist eher ein psychologisches Problem. Sie müssen sich immer wieder bewusst machen, dass ihr Bein vollkommen gesund ist.“ „Das sagt sich so leicht.“, meinte Biggi. „Sie werden das schon in den Griff bekommen.“, meinte der Arzt zuversichtlich, „Würden sie jetzt bitte auf der Liege platz nehmen.“ Biggi setzte sich auf die Liege und der Arzt strich mit einem Stab über ihr Bein. „Spüren sie das?“, „Ja, ganz deutlich.“, sagte Biggi. „Ausgezeichnet, aus unserer Sicht besteht kein Einwand, dass sie demnächst ihre Flugtauglichkeitsprüfung absolvieren können. „Ich weiß nicht.“, sagte Biggi nachdenklich, „Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich überhaupt wieder fliegen möchte.“

Max kam gerade mit dem Medicoptertransporter auf die Basis gefahren. Gabi und Ralf lagen vor dem Hangar. „Na ihr beiden Turteltauben, tut mir Leid wenn ich euch gestört habe.“, meinte Max. „Du störst doch nicht, Max.“, sagte Gabriele. „Das weiß man bei euch nie. Aber wenn ihr schon da seid, könnt ihr mir beim Ausladen helfen.“ Max, Gabi und Ralf gingen hinten in den Transporter. „Unsere neuste Errungenschaft für lange Bereitschaftsnächte. Ta Ta Ra Ta, ein Wutzler.“, präsentierte Max stolz. „Moment mal, was?“, fragte Gabi, die davon zuvor noch nie etwas gehört hatte. „Einer höheren Tochter muss man alles übersetzen.“, scherzte Max, „Das ist ein Tischfußball.“ Gabi nickte lachend. „Rene! Hilfst du uns mal? Kannst du mal mit anfassen?“, fragte Ralf Rene, den Ersatzpiloten, der Biggi nach dem Absturz vertrat. Rene warf einen Blick auf das schwere Tischfußball und meinte dann ganz cool: „Tut mir Leid. Meine Bandscheiben, ich darf nicht so schwer heben.“ Die anderen sahen ihn komisch an, sie wussten, dass es eine Ausrede war. „Ich habe zwar die Ehre Frau Schwerin als Pilot zu vertreten, aber ich bin hier nicht als Hilfsarbeiter angestellt.“, setzte er hinzu. „Arschloch.“, flüsterte Max. „Na lass mal, ich helfe euch.“, meinte Gabi. Sie, Max und Ralf versuchten das Tischfußball anzuheben, doch es war zu schwer. Da entdeckte Ralf, Ebelsieder aus der Basis kommen. „Herr Ebelsieder!“ „Ja“ „ Können sie uns mal kurz helfen, bitte?“, fragte Ralf. Ebelsieder kam und warf einen Blick auf das Tischfußball. „Bei so etwas wichtigem doch immer.“, scherzte er. „Lassen sie mal, Frau Doktor. Das ist nichts für Akademiker.“, meinte er und trat an Gabis Stelle. „Warum hilft der Kollege Meier denn nicht?“, fragte Ebelsieder dann. „Tja, der Herr Kollege ist sich wohl zu fein dazu.“, meinte Max abwertend, „Hoffentlich ist Biggi bald wieder  an Bord.“ „Ja genau.“, stimmt Ebelsieder ihm zu.

„Mir ist so kalt“, stöhnte Marc. „Streng dich nicht an Marc, ich werde rausklettern und Hilfe holen.“, sagte Elke. „Das geht nicht, ohne Seil kommst du da nicht hoch.“, meinte Marc. „Ich muss es versuchen.“, sagte Elke. „Nimm die Rauchfahne, zünde sie an und halte sie in den Kamin. Vielleicht haben wir Glück und jemand sieht  den Rauch. „Ich bin gleich wieder da.“, versprach Elke ihm. Sie zündete die Rauchkerze an und hielt sie in den Kamin. Tatsächlich sah eine Wanderin das Rauchsignal und rief die Bergerettung.

Thomas klingelte an Biggis Wohnungstür Sturm. Es dauerte etwas, dann kam sie in ein Handtuch gewickelt an die Tür, denn sie hatte gerade geduscht. „Was soll denn der Schwachsinn?“, schimpfte Biggi, während sie die Tür aufmachte. Dann sah sie, dass es Thomas war. „Schön, dass du schon geduscht hast, dann können wir ja los.“, meinte er lächelnd. Biggi verstand nicht, was er meinte. „Neuer Hut?“, scherzte Thomas, denn Biggi hatte sich ein zweites Handtuch um den Kopf gewickelt. Sie wollte es gerade abnehmen, doch dabei ließ sie das andere Handtuch los. Sie konnte es gerade noch festhalten. „Uups.“, meinte Thomas und musste grinsen. „Bist du nur gekommen um zu nerven oder gibt’s sonst noch etwas?“, fragte Biggi und tat so, als ob sie beleidigt wäre. „Ich hab nen Job zu erledigen, du hat doch Zeit?“, meinte Thomas und ging an Biggi vorbei in die Wohnung. „Ja komm doch einfach rein.“, meinte Biggi. Als er drin war, schloss sie die Tür. Thomas umarmte sie. Biggi ließ ihr Handtuch fallen, legte ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn. Dann begann sie sein T-Shirt hoch zu ziehen. „Später, wir haben vorher noch etwas zu erledigen.“, sagte Thomas lächelnd und gab Biggi noch einen langen Kuss. Dann ging sie ins Bad und zog sich an.

Max und Ralf erprobten gleich ihr neues Spielgerät. Gabriele sah den beiden kopfschüttelnd zu. „9 zu 1, na wenigstens ein Ehrentor hast du geschossen. Revenge?“, fragte Max, nachdem er gewonnen hatte. „Wird zwar wenig Sinn haben, aber trotzdem. Hast du vielleicht noch nen Euro für mich?“, fragte Ralf Gabi. „Schon, aber ich weiß nicht, ob sich diese Investition lohnt.“, sagte Gabi lächelnd. „Sei nicht so streng Gabriele, jeder muss einmal sein Lehrgeld zahlen und mich hat damals keine hübsche Frau gesponsert.“, meinte Max. „Das macht sie nur, damit ich mein Gesicht verliere.“, behauptete Ralf „Also los“, Max warf den Ball ein. Gonzo bellte los. „Recht so Gonzo, dein Herrchen verspielt noch das Futtergeld.“, meinte Max grinsend. In dem Moment meldete sich die Rettungsleitstelle. „Rettungsleitstelle für Medicopter 117, ein Jäger habt ein Rauchsignal aus der Finkenzellerhöhle gesehen. Nähere Umstände noch unbekannt.“, „Du hast ein Spiel gut bei mir.“, meinte Max noch zu Ralf. Ralf und Gabi liefen zum Heli. „Gonzo bleibt hier, es kann sein, dass wir den ganzen Platz im Helikopter brauchen.“, rief Ralf noch Max zu und verschwand dann im Heli und Rene zog die Maschine hoch.

Barbara und Peter waren in der Uni, wo die Ergebnisse der letzten Prüfung aushingen. Sie durchsuchten die Namenslisten um zu gucken, ob sie bestanden hatten. „Super ich hab’s geschafft.“, rief Barbara, als sie ihren Namen entdeckte. „Nichts, ich bin durchgefallen.“, stellte Peter enttäuscht fest. „Tut mit Leid Peter, kannst du dir nicht vor dem nächsten Prüfungstermin zwei Wochen Urlaub nehmen?“, fragte Barbara. „Wir mir wohl nichts anderes übrig bleiben, aber zwei Wochen extra Urlaub heißt zwei Wochen keine Kohle.“ „Wir werden schon nicht verhungern. Lass uns heute Abend losgehen ein par Freunde treffen, damit du auf andere Gedanken kommst.“, schlug Barbara vor. „Keine Lust.“, maulte Peter bloß.  „Was ist denn mit dir los Du bist ja nur mehr schlecht drauf.“, wollte Barbara wissen. „Tut mir Leid, dass ich keine Lust zum Feiern hab. Und außerdem hab ich noch einen Nebenjob. Tschüß“, rief Peter sauer und ließ Barbara einfach stehen.

Das B Team war währenddessen auf dem Flug zum Unfallort, als die Rettungsleitstelle sich wieder meldete: „Rettungsleitstelle für Medicopter117“ „Hier Medicopter 117, verstehe sie klar und deutlich.“, antwortete Rene. „Vermuteter Unfall in der Finkenzellerhöhle, ein Jäger hat eine Notsignalkerze bemerkt. Sehen sie mal nach, was da los ist und halten sie und auf den Laufenden. Good Luck. Over and out.“ „Verstanden“ „Der Einstieg in die Höhle befindet sich im unteren drittel der Wand. Der Karte nach hängt er nicht über, wir müssten also gut rankommen.“, meinte Ralf nach einem Blick auf die Karte. „Abwarten.“, meinte Rene bloß, „Keine Spur von einer Signalkerze.“, sagte er, als sie die Wand erreicht hatten. „Der Anruf kam vor 20 Minuten, weißt du wie lange die Dinger brennen?“, meinte Ralf. „Auf jeden Fall lange genug. Ich glaube nicht dran, wir sollten wieder abhauen. Wer weiß, was der Jäger da gesehen hat.“, Rene hatte mal wieder nur seinen Feierabend im Kopf. „Ich will trotzdem in die Höhle, kannst du mich absetzen?“, fragte Ralf.

„Marc, schlaf nicht ein!“, Elke versuchte ihren Freud wach zu halten. „Hörst du das? Das klingt wie ein Helikopter! Die haben uns gefunden!“, rief Elke plötzlich und ah nach oben.

„Versuchen wir es hier, vor der Höhle ist ein kleines Plateau.“, schlug Ralf, der bereits am Seil hing, vor. „Ich muss höher, 40 Meter über die Höhle, du musst dich einpendeln.“, sagt Rene und zog den Heli hoch. „Komm bloß nicht gegen die Wand.“, meinte Gabi zu Ralf. „Das hab ich schon im Griff.“, rief er zu ihr hoch. „Pass auf Ralf.“ Ralf wurde durch den Wind am Eingang vorbeigeschleudert. „Dieser verdammte Fallwind.“, meinte Rene. „Verdammt“, fluchte auch Ralf. „Soll ich dich hochziehen, Ralf?“, fragte Gabi. „Nein, lass mich weiter ab, wenn ich in der richtigen Höhe bin, musst du mich einpendeln.“ „Verstanden“ Ralf hing jetzt auf der gleichen Höhe wie der Höhleneingang. „Ok, jetzt pendeln, noch 4 Meter.“, wies er Gabi an, „Gut so, noch 3 Meter auf 3 Uhr, nein noch 5 Meter. Ok, ich bin unten. Gib Seil.“ „Verstanden“ „Ich muss in die Höhle absteigen, auf mein Kommando.“, sagte Ralf. „Hallo, kann mich jemand hören?“, rief er in die Höhle hinein. Es war so dunkel, dass er unten nichts erkennen konnte. „Wir sind hier unten.“, rief Elke. „Ich bin Sanitäter, ist einer von ihnen verletzt?“, fragte Ralf. „Mein Freund ist abgestürzt.“, erklärte Elke ihm. „Ok, ich werde zu ihnen hinab steigen, bleiben sie genau da, wo sie jetzt sind.“, wies Ralf sie an, während er sich einen Taschenlampe um den Helm band. „Ok, lass mir lang Seil nach.“, sagte er dann zu Gabi. Gabi gab ihm Seil und Ralf stieg langsam in den Kamin hinab. „Er muss sich beeilen.“, meinte Rene. „Kannst du die Position halten?“, fragte Gabi. „Du spürst ja selbst, was das für eine Schaukel ist.“ „Ralf, du hast mitgehört?“, fragte Gabi. „Ich bin ja nicht taub. Ist verdammt rutschig hier.“, meinte Ralf. Er war schon fast unten. „Noch 2 Meter, noch einer, ok bin unten, stopp.“ Endlich hatte er es geschafft und lief sofort zu dem Verletzten. „Sind sie verletzt?“, fragte er Elke, die neben ihrem Freund auf dem Boden hockte. „Nein, Marc ist 30 Meter abgestürzt.“ „Konnte er Arme und Beine bewegen?“, wollte Ralf wissen. „Ja, aber er hatte starke Schmerzen im Bauch, und Durst hatte er auch die ganze Zeit. Ist es schlimm?“, fragte sie. „Das kann ich ihnen jetzt noch nicht sagen.“, meinte Ralf und nahm sein Walkie, um Gabi die Situation zu schildern. „Gabi, der Verletzte, männlich, ca. Ende 20, bewusstlos nach einem Sturz gegen die Wand. Äußerlich nur Schürf- und Platzwunden. Puls 170.“ „Verstanden, vermutlich stumpfes Bauchtrauma, möglicherweise innere Blutungen. Wir müssen ihn schnellstens rauskriegen.“, meinte Gabi. „Der Aufstieg wird aber nicht leicht werden, ich muss ihn in die Schlinge nehmen.“ „Verstanden, kannst du die Position halten, Rene?“, fragte Gabi. „Jo“

„Ich hole jetzt erst ihren Freund hoch und dann sie, schaffen sie es so lange?“, fragte Ralf Elke. „Klar“ Ralf legte Marc eine Schlinge um und hängte ihn und sich selbst an die Winde. „Gabi, wir sind so weit, ihr könnt uns jetzt langsam hoch holen.“, wies Ralf sie an. „Ok“ Zuerst klappte alles problemlos, doch dann ging es plötzlich nicht mehr weiter. „Was ist los?“, fragte Ralf. „Das Seil scheint sich verklemmt zu haben.“, vermutete Gabi. „Verdammte Scheiße.“, fluchte Ralf. „Ich muss das Seil absprengen.“, rief Rene.“ Warte noch einen Moment, wenn du absprengst, dann kommen die nicht mehr raus.“, meinte Gabi. „Das ist Vorschrift verdammt, eine stärkere Windböe und wir sind unten.“, sagte Rene und wollte gerade absprengen. „Ralf, kannst du versuchen im Kamin hochzuklettern und das Seil versuchen zu lösen?“, fragte Gabi. „Ehe ich oben bin, vergehen mindestens 10 Minuten.“, meinte Ralf. „Ausgeschlossen, ich muss absprengen, du kennst die Regeln, Ralf.“, rief Rene. „Augenblick noch Rene, vielleicht haben wir eine Chance.“, meinte Gabi. „Ja, dass wir alle hops gehen.“, sagte Rene sauer. „Siehst du die flache Kuppe an der gegenüberliegenden Wand?“, fragte Gabi ihn und zeigte auf die Wand, die der Höhle gegenüber lag. „Da können wir landen und ich könnte am gespannten Seil rüber und vielleicht kann ich es lösen.“, schlug sie vor. „Sag mal bist du völlig übergeschnappt?“, fragte Rene. „Bitte Rene, einen Versuch.“, flehte Gabi. „Das ist gegen jede Vorschrift, das ist dir wohl klar.“, meinte Rene sauer. „Was soll denn schon passieren? Ich sichere mich und klettere rüber.“, meinte Gabi. „Verdammte Schnapsidee.“, murmelte Rene, doch er lenkte den Helikopter zu dem Felsvorsprung und landete dort. „Das war Maßarbeit, ich gratuliere.“, sagte Gabi, als sie gelandet waren. „Danke, aber wir können hier trotzdem nicht übernachten.“, meinte Rene.

Biggi und Thomas waren zum nahe gelegenen Flugplatz gefahren, wo Thomas noch einen Checkflug mit einer BK machen musste. „Soso, das ist also der Job?“, fragte Biggi nachdenklich, als sie den Medicopter sah. „Jo, ich muss noch einen Checkflug machen, steigst du schon mal ein?“, fragte Thomas sie. „Ich weiß nicht.“, zweifelte Biggi. „Wie jetzt? Ich dachte es würde dir Spaß machen mal wieder in so einem Ding zu sitzen. Wenn du nicht willst, ok.“, meinte Thomas. „Ach warum eigentlich nicht?“, sagte Biggi. Sie gab Thomas einen Kuss und setzte sich dann auf den Copilotensitz.

Gabi und Rene spannten das Stahlsein, das über den Abgrund hing, an. Währendessen kam Marc unten in der Höhle wieder zu sich. „Oh, mein Bauch.“, stöhnte er. „Mein Name ist Ralf Staller, können sie mich hören? Wir versuchen sie hier raus zu bringen.“, beruhigte Ralf den Verletzten. „Gabriele, der Patient klagt über starke Schmerzen im Bauchbereich.“, informierte Ralf die Notärztin. „Ok ich komme rüber.“, meinte Gabi. Sie und Rene belasteten das Seil. „Das dürfte halten.“, vermutete Rene. „Na hoffentlich.“, sagte Gabi, „Ralf, ist das Seil unten fixiert?“, fragte sie dann. „Ok, dass Seil ist unten fixiert.“, rief Ralf. Gabi sicherte sich am Seil, schnallte sich den Rucksack auf den Rücken und begann dann am Seil entlang zu kriechen, so dass sie unter dem Seil hing und sich mit den Händen und Füßen festhielt. „Was auch immer du jetzt tust, schau bloß nicht nach unten.“, sagte Ralf, der nicht sehen konnte, was Gabi draußen machte. Als sie etwa in der Mitte war, genau über dam Abgrund, rutschte sie ab. Nur die Sicherung hielt sie jetzt noch am Seil. Aus ihrer Jackentasche fiel eine Schere. Gabi sah nach unten. Es war ziemlich tief. „Komm zurück, das ganze ist doch Schwachsinn.“, rief Rene. „Halt die Klappe Rene, du machst sie nur nervös.“, fuhr Ralf in an. Gabi hatte sich inzwischen wieder am Seil hochgezogen und bewegte sich weiter vorwärts. „Ok, ich bin drüben.“, rief sie, als sie es endlich geschafft hatte. Gabi versuchte das Seil mit Hilfe eines Felsbrockens, den sie gefunden hatte, zu lösen, doch es war ziemlich schwer, doch schließlich schaffte sie es. „Ich hab’s geschafft, das Seil ist frei.“, rief sie erleichtert. „Wunderbar.“, rief Ralf von unten aus der Höhle hoch. „Ok, Rene, gib Seil.“, meinte Gabi. Rene versuchte, die Seilwinde zu betätigen, doch nichts passierte. Die Seilwinde begann zu rauchen. „Negativ, Winde ist im Arsch.“, stellte er fest. „Was soll das bedeuten?“, fragte Gabi. „Heißgelaufen, kann sein, dass sie in einer Stunde wieder funktioniert, muss aber nicht. Auf jeden Fall können wir nicht so lange warten.“, meinte Rene. „Ok, kannst du mit dem Heli und dem abgerollten Seil den Verletzten aus der Höhle ziehen?“, fragte Gabi. „Ausgeschlossen, die Wand ist viel zu felsig.“, mischte sich Ralf ein. „Eine Windböe und der Mann ist geköpft.“, setzte Rene hinzu.

„Mein Bauch.“, stöhnte Marc wieder. „Bitte, tun sie doch etwas.“, flehte Elke Ralf an. „Der Patient klagt über starke Schmerzen, ich brauch unbedingt ein Schmerzmittel.“, sagte Ralf zu Gabi, die oben am Höhleneingang hockte. „Ok, ich komme runter. Schaffe ich es mich am Stahlseil abzuseilen?“, fragte sie. „Unmöglich, das schafft höchstens ein Profibergsteiger.“, meinte Ralf. „Dann schick ich dir mein Set runter.“ Gabi machte den Rucksack oben am Stahlseil fest und ließ ihn dann zu Ralf in den Kamin runter. „Ok, ich hab’s.“, rief Ralf, als der Rucksack unten angekommen war. „Ralf, setzt dem Mann einen Zugang und häng einen Beutel HS dran, das wird ihn stabilisieren.“, wies Gabi ihn an. Ralf legte dem Mann eine Infusion an und verabreichte ihm das Medikament. „Es wird bald dunkel, ich muss an den Rückflug denken. Kommst du mit Gabriele? Ich kann dich aus der Wand auspendeln?“, wollte Rene wissen. „Nein, ich bleibe hier, wenn es Komplikationen gibt, dann kann ich Ralf von hier aus helfen.“, meinte Gabi. „Gut, deine Entscheidung. Aber wir werden es heute nicht mehr schaffen mit einem Ersatzhelikopter hier zu sein.“, sagte Rene. „Wir werden die Nacht schon überstehen.“, sagte Gabi zuversichtlich. „Ich lass das Seil dran, vielleicht kann Max die Winde ja über Nacht reparieren.“, meint Rene. Er setzte sich in den Medicopter und ließ die Turbinen an. Ralf löste unten das Seil, damit Rene es mit dem Heli herausziehen konnte.

„Achten sie bitte darauf, dass der Arm frei liegt.“, wies Ralf Elke an. „Tut mir Leid, dass ich euch so viele Probleme mache.“, meinte Marc. „Machen sie sich darüber mal keine Sorgen, das ist unser Job. Wie ist es mit den Schmerzen?“, fragte Ralf. „Im Moment geht’s.“ Ralf gab Elke den Infusionsbeutel. „Halten sie das bitte.“ Er nahm sein Walkie, um mit Gabi zu sprechen. „Gabriele, der Patient ist jetzt gut ansprechbar, verträgt HS gut, der Blutdruck ist jetzt 160 zu 100.“ „Das klingt doch prima.“, meinte Gabi, „Wenn der erste Beutel HS durch ist, hängst du noch den zweiten dran.“ „Ok, mach ich.“, sagte Ralf, „Das wird eine lange Nacht für dich. Du wirst es nicht sehr bequem haben.“ „Du doch auch nicht, aber so ist das nun mal.“, meinte Gabi lächelnd.

Rene landete auf der Basis. „Die Rettungsleitstelle hat mich vom Abbruch des Einsatzes verständigt. Und?“, wollte Ebelsieder wissen. „Die Seilwinde ist im Arsch, wir hatten keine Chance den Verletzten aus der Höhle zu bekommen. Dr. Kollmann ist oben am Berg geblieben.“ „Kannst du die Winde über Nacht wieder flott kriegen?“, fragt er dann Max. „Werden wir sehen.“, meinte er und machte sich gleich an die Arbeit. „Ich mach dann mal Feierabend. Ich hab heute Abend noch was vor.“, meinte Rene und ging. „Ja machen sie nur.“, sagte Ebelsieder. „Er ist schon cool…..“, meinte Max.

Thomas und Biggi machten gerade den Checkflug. „Na? Was ist das für ein Gefühl die Welt mal wieder aus dieser Perspektive zu sehen?“, fragte Thomas lächelnd. „Ich weiß nicht, das ist schon so lange her, all diese Monate kommen mir vor wie eine Ewigkeit.“, meinte Biggi nachdenklich. „Aber jetzt ist es ja bald vorbei.“, freute sich Thomas für Biggi. „Ich hab mich entschieden Thomas.“, sagte sie. Er nickte nur. „Ich werde nicht zur Flugtauglichkeitsprüfung antreten.“, meinte Biggi. „Du wirst was?“, fragte Thomas entsetzt. Biggi hatte vorher noch nicht mit ihm darüber geredet, damit hatte er absolut nicht gerechnet. „Ja, die Fliegerei war mir immer am wichtigsten, aber wenn ich mir jetzt vorstelle einen Steuerknüppel in die Hand zu nehmen, bekomme ich Schweißhände.“, sagte Biggi lächelnd. „Blödsinn, Biggi. Da musst du durch.“, meinte Thomas, „Vom medizinischen her bist du wieder voll flugtauglich, der Rest kommt von selbst.“ „Nein, Thomas, ich werde nach der Reha kündigen.“ „Was willst du denn machen?“, fragte Thomas. „Vielleicht Lastwagen fahren oder so.“, meinte Biggi und musste lachen, „Ich hab ja außer der Fliegerei nichts anderes gelernt.“

Peter war zu Ebelsieder ins Büro gekommen um ihn um Urlaub für seine nächste Prüfung zu bitten. „Zwei Wochen Urlaub, sind sie verrückt? Wie soll ich das denn machen?“, fragte Ebelsieder ihn. „Herr Ebelsieder, wenn ich diese Prüfung nicht schaffe, dann kostet mich das zwei Semester.  Ich komme neben dem Job einfach nicht mehr ausreichend zum Lernen.“, meinte Peter und sah Ebelsieder bittend an. „Tut mir Leid Herr Berger, aber das hätten sie sich früher überlegen müssen. Ich krieg doch unmöglich so schnell einen Ersatz für sie. Nein, das ist ausgeschlossen.“ „Ist das ihr letztes Wort?“ „An ihrer Stelle würde ich davon ausgehen. Ach und Herr Berger, wenn sie zufällig ab morgen krank feiern sollten, würde ich das als Dienstverweigerung auffassen. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?“ „Überdeutlich, ich komme zwar kaum noch zum Schlafen, aber hören tu ich noch gut.“, meint Peter und verließ mit hängenden Schultern Ebelsieders Büro. Ebelsieder nahm den Telefonhörer ab und wählte die Nummer der Zentrale. „Ja Zentral, hallo, hier spricht Frank Ebelsieder. Könnten sie prinzipiell mal checken, ob ich für die nächsten zwei Wochen einen Ersatzsanitäter bekommen könnte?“

Thomas und Biggi waren immer noch auf ihrem Checkflug. Thomas wollte Biggi unbedingt helfen ihre Flugangst zu überwinden. „Ich hatte mal einen Freund.“, erzählte er ihr, „Er war der Beste in unserer Staffel, unbestrittene Nummer eins. Eines Tages setzte seine Turbine aus und er krachte runter. Er selbst war nur leicht verletzt, aber zwei seiner Kumpels waren tot. Er konnte überhaupt nichts dafür, aber er kriegte Schreikrämpfe, wenn er einen Hubschrauber nur sah.“ „Das kann ich mir gut vorstellen.“, meinte Biggi. „Eines Tages schleppte ihn sein Hauptmann mit Gewalt in die Maschine, schnallte ihn fest und ging hoch. Und weißt du das er dann tat, als er oben war?“ „Keine Ahnung.“, sagte Biggi lächelnd. Thomas drückte den Steuerknüppel nach vorne und der Medicopter neigte sich mit der Schnauze nach unten und raste auf den Boden zu. „Du hast eine Minute, dann sie wir unten. Ich werde keinen Finger rühren, es liegt nur an dir.“ „Hey, Moment mal, was soll der Scheiß?“, rief Biggi. „Noch 30 Sekunden. Biggi, nur eine kleine Bewegung mit deiner Hand und wir fliegen wieder gerade.“ Biggi hatte die Bilder von dem Absturz sofort wieder vor Augen. „Ich kann ihn nicht stabilisieren!“, hatte sie gerufen. „Doch du kannst es!“, hatte Thomas geschrieen. Biggi erinnerte sich an die Stimmen. Sie hatte alles so klar vor Augen, als wenn es gerade passieren würde. „Neeeeeiiiiinnnn!“, schrie sie und hielt sich schluchzend die Hände vors Gesicht. „Ja, schrei es raus, aber nimm endlich den verdammten Steuerknüppel. Noch 10 Sekunden, worauf wartest du denn eigentlich noch?“, rief Thomas. Schließlich nahm er kurz vor dem Boden den Steuerknüppel und zog die Maschine wieder hoch.

Michael war inzwischen auch auf der Basis eingetroffen. Er saß zusammen mit Peter, der für seine Prüfung lernte, im Aufenthaltsraum. „Das ist schon ein starkes Stück von dem Meier einfach abzuhauen, wenn die Kollegen irgendwo drinhängen.“, meinte Michael empört. „Ja, finde ich auch.“, sagte Peter nur, er hörte gar nicht richtig zu. „Ja, das ist bald alles Vergangenheit für mich.“, meinte Michael. „Ja“ „Die haben mir nen Chefsessel in einer Privatklinik angeboten. Tolles Gehalt, Dienstwagen, zwei Duzend Schwestern, die mich anhimmeln…und Kollegen die mir zuhören.“ „Ja.“, meinte Peter wieder nur. „Ja, so ist das.“, Michael merkte genau, dass Peter nicht zuhörte. „Ja, finde ich auch.“ „Was hab ich denn gesagt?“ Peter überlegte einen Moment. „Deine Schwester ist krank, ja und?“ „Schwester ist krank? Ich werde kündigen. Ich gehe in ne Privatklinik.“ „Was? Ok, na ja, klingt ganz schön spannend.“, meinte Peter. „Tödlich langweilig wird’s, aber ich hab’s Margarethe versprochen.“

Thomas hatte die BK wieder gelandet. Biggi stieg sofort aus und lief davon. „Biggi, warte! Biggiiii!“, reif er und rannte ihr hinterher. Sie blieb stehen. „Es tut mir Leid…Es war bescheuert.“, entschuldigte Thomas sich. „Das war’s, verdammt. Für wen hältst du dich eigentlich? Hm?“, rief Biggi. „Für jemanden, der genau weiß, was du jetzt durchmachst.“, sagte Thoma  und sah sie an. „Bring mich zur Basis.“, bat Biggi ihn und sie gingen zum Auto.

Inzwischen ging es dem Patienten in der Höhle immer schlechter. „Gabriele, bitte kommen. Der Patient hat jetzt einen Blutdruck von 220 zu 110 und Herzrasen. Der Bauch ist stark angeschwollen, akutes Abdomen. Seine Schmerzen sind jetzt sehr stark.“, erklärte Ralf Gabi. „Spritz ihm 10 mg Morphium, sonst hält er die Schmerzen nicht aus. Jetzt kommt’s darauf an, dass die Milzkapsel hält.“

Michael, Thomas, Biggi und Peter saßen im Aufenthaltsraum und warteten auf etwas Neues von Gabi und Ralf. Ebelsieder kam rein. „Max kriegt die Winde nicht wieder hin. Ich habe einen Ersatzhelikopter angefordert. Am besten sie und Dr. Lüdwitz treffen sich gleich bei Tagesanbruch an der Maschine und fliegen von dort aus los.“, sagte er zu Thomas. „Und da wir zwei Patienten zu bergen haben, bleiben sie hier, Berger und treten ihren Dienst ganz normal morgen früh an. Alles klar?“ Alle nickten „Gut, ich bleibe heute Nacht hier und halte die Stellung. Unsere Bereitschaft übernimmt Rosenheim, also ab nach Hause.“ „Komm Biggi, ich nehme dich mit.“, meinte Thomas. Biggi war immer noch sauer wegen der Aktion im Heli, aber schließlich stand sie doch auf und ging mit. „Ach Herr Berger. Ich hab’s versucht.“, rief Ebelsieder Peter, der schon in der Tür stand, nach.“ Er drehte sich um. „Was denn?“ „Einen Ersatzmann für sie zu bekommen, damit sie ihre Prüfung machen können, leider aussichtslos. Die Zentrale hat keinen Ersatzmann mehr frei.“ „Danke, dass sie es versucht haben, Herr Ebelsieder.“ „Keine Ursache, bis morgen.“ Peter ging und Ebelsieder setzte sich wieder in sein Büro.

„Bitte, tun sie doch etwas.“, flehte Elke Ralf an, denn Marc ging es immer schlechter. „Ich bin ja schon dabei. 10mg Morphium, das wird seine Schmerzen lindern.“, sagte Ralf, während er die Spritze aufzog. „Ich komm hier nicht mehr raus.“, stöhnte Marc. „Unsinn, in ein paar Stunden sind sie im Krankenhaus. Das Morphium wirkt gleich.“, sagte Ralf, während er die Spritze aufzog. „Ich werde sterben.“, meinte Marc. „Niemand wird hier sterben, wir kommen hier alle wieder raus.“, versuchte Ralf ihn zu beruhigen. „Ich will noch nicht sterben...ich will nicht…ich liebe dich.“, sagte Marc dann zu Elke. Sie beugte sich über ihn und küsste ihn. Er schloss die Augen und sein Kopf fiel zur Seite. Ralf nahm sein Walkie und funkte sofort Gabi an. „Gabriele, Patient bewusstlos, weite, lichtstarre Pupillen.“, rief er, während er Marc in die Augen leuchtete. „Die Milzkapsel ist geplatzt, der Mann ist tot.“, sagte Gabi.

Michael kam nach Hause. Margarethe wartete im Wohnzimmer auf ihn. Sie wunderte sich, dass er schon so früh wiederkam. „Hallo, du bist schon da?“, fragte sie. Michael ging zu ihr und sie küssten sich. „Ich denke du hast heute Nachtdienst?“ „Rosenheim hat unsere Bereitschaft übernommen. Gabi und Ralf haben Schwierigkeiten. Ich muss morgen um 4 Uhr. los.“, erklärte Michael ihr. „Mensch Michael, du weißt doch, dass wir uns morgen Dirks neue Schule angucken wollten.“ „Ja, dann fährst du eben alleine.“ „Warum machst du das immer. Immer versprichst du alles und dann hältst du es nicht.“, rief sie sauer und warf mit einem Kissen nach Michael. Er fing es auf und meinte: „Soll ich vielleicht meine Kollegen hängen lassen? Das kann ich nicht und das will ich auch nicht. Mensch Margarethe. Noch ein Woche, dann komme ich jeden Abend pünktlich um 6 aus der Privatklinik und zieh meine Pantoffeln an. Das muss dir doch reichen oder?“, er warf das Kissen wieder zurück. „Tschuldigung.“, meinte Margarethe bloß. Sie sah ein, dass Michael wirklich versuchte sich zu bessern und mit dem Wechsel in die Privatklinik ein ziemlich großes Opfer brachte.

Thomas brachte Biggi noch bis zu ihrer Wohnungstür. „Bist du mir noch böse?“, fragte er dann. Er zauberte eine Rose hervor und sah Biggi lieb an. Sie zögerte einen Moment. Doch dann fiel sie ihm um den Hals und küsste ihn. „Wie könnte ich dir lange böse sein?“, fragte sie dann, „Aber versprich mir, dass du so etwas nie wieder tust.“ „Ich verspreche es.“, sagte Thomas und küsste sie noch mal.

Elke ließ sich weinend auf ihren toten Freund fallen. „Warum haben sie ihm diese Spritze gegeben? Warum? Sie haben ihn umgebracht, das war ihre Spritze!“, schrie sie Ralf an. „Hören sie, er hatte schwere innere Verletzungen.“, meinte Ralf. „Das behaupten sie, das behaupten immer alle. Sie haben ihn umgebracht.“, schluchzte sie. „Bitte. Bitte, beruhigen sie sich.“, sagte Ralf. „Wir wollten heiraten, Marc und ich.“, sagte sie unter Tränen. Ralf versuchte sie zu beruhigen. „Fassen sie mich nicht an.“, schrie Elke panisch. Sie rannte davon ins Innere der Höhle. „Gabi, die Frau dreht durch, sie ist abgehauen, ich muss ihr nach.“, informierte Ralf Gabriele. „Ralf sei vorsichtig!“ „Elke, bleiben sie stehen!“, rief Ralf ihr nach, doch sie rannte weiter. Gabi versuchte Ralf anzufunken. „Ralf, melde dich. Kannst du mich hören? Was ist denn los?“, Gabi vernahm ein Piepsen und musste feststellen, dass der Akku ihres Walkies leer war. „Scheiße“, fluchte sie.

Elke und Ralf befanden sich inzwischen auf einem Abhang. „Seien sie doch vernünftig, Elke, bleiben sie stehen.“ Sie rutsche aus und stürzte. Sie fiel einige Meter den Hang hinunter und blieb dann liegen. „Elke, wo sind sie?“, rief Ralf, der sie aus den Augen verloren hatte. Er leuchtete mit seiner Taschenlampe umher und fand sie schließlich. „Elke, ich bin gleich bei ihnen!“, rief er und eilte zu ihr. Ralf entdeckte, dass sie eine offene Unterschenkelfraktur hatte. „Die Schmerze werden gleich besser werden. Können sie mich verstehen?“ „Ja“, stöhnte Elke. Sie hatte starke Schmerzen. „Dieses Mittel wirkt sehr schnell“, sagte Ralf und wollte  ihr gerade die Spritze verabreichen. „Ah, nein!!“, schrie sie panisch, als sie sah, was Ralf vorhatte. „Bleiben sie ruhig, bleiben sie einfach ganz ruhig liegen.“, Ralf gab ihr die Spritze und bald schlief sie ein.

Morgens um halb fünf trafen sich Thomas und Michael am Helikopter. Es war noch fast ganz dunkel. Thomas war schon da und saß in der Maschine, als Michael kam. „Du bist zu früh!“, stellte er fest.“ „Du auch.“, meinte Thomas. „Ich konnte nicht schlafen.“ „Ich auch nicht.“ Als Michael eingestiegen war, ließ Thomas die Turbinen an. „Dann können wir ja los“, sagte er und zog den Heli in die Höhe.

Auch Ralf war eingeschlafen. Er wachte erst am Morgen auf. Elke war bewusstlos. Ralf nahm sein Walkie aus der Jackentasche und versuchte Gabi zu erreichen. „Hallo Gabriele, bitte kommen“ Keine Antwort. „Gabriele, kannst du mich hören?“, versuchte er es noch einmal. Ralf gab es auf. Er machte sich große Sorgen um Gabi, dann die Nacht war ziemlich kalt gewesen.

„Medicopter 117 an Basis, eintreffen an Finkenzellerwand in etwa 2 Minuten“, informierte Thomas Ebelsieder. „Verstanden, halten sie mich auf dem Laufenden. Over and out.“ „Minus 3 Grad, arme Gabriele.“, meinte Michael, als er auf das Thermometer blickte.

Ralf hörte die Rotoren des Medicopters. Er stand auf, nahm sein Walkie und lief zu einer Lichtung. „Hallo, hallo, hier ist Ralf, könnt ihr mich hören?“, rief er ins Walkie. „Wir hören dich klar und deutlich, Ralf“, antwortete Thomas. „Ich bin hier in einer Waldsenke, könnt ihr mich sehen?“, fragte Ralf, „Ich habe eine schwer verletzte Patientin bei mir.“ „Ok, ich kann dich sehen Ralf wir suchen einen Landeplatz. Over.“, sagte Thomas. „Over“, meinte auch Ralf. „Schwierig, aber da vorne könnte es klappen.“, sagte Thomas, der eine Lichtung entdeckt hatte. „Wo ist Gabriele?“, wollte Michael wissen. „Gabi ist noch in der Wand. Wir haben keinen Funkkontakt.“, sagte Ralf besorgt.

Thomas landete und Michael lief sofort zu Ralf und der Patientin. „Was ist mit dem männlichen Patienten?“, fragte Michael. „Der Mann ist heute Nacht verstorben.“, erklärte Ralf ihm. „Verstehe!“ Michael fühlte Elkes Puls. „Wir müssen sie schnellstens raus bringen. Kompliment Ralf, deine Versorgung war erstklassig.“, stellte Michael fest. „Wir müssen Gabi aus der Wand holen, bei den Temperaturen heute nacht, da…“, rief Ralf. Michael unterbrach ihn. „Nein, Gabriele muss warten. Die Frau hier muss sofort in eine Klinik.“ „Bis dahin ist Gabriele vielleicht erfroren.“, protestierte Ralf. „Gabriele ist Ärztin, die wird sich warm gehalten haben.“, beruhigte Michael ihn. Sie legten Elke auf die Trage und trugen sie in den Heli. „Aber…“, meinte Ralf. Michael unterbrach ihn: „Nichts aber, bitte, du kennst unsere Regeln. In solchen Situationen gehen Patienten vor.“ Michael ging ans Funkgerät. „Lüdwitz an Basis, bitte kommen.“ „Basis hört.“, meldete sich Ebelsieder. „Wir haben Ralf und eine verletzte Frau gefunden. Sie muss sofort in eine Klinik. Gabriele ist noch in der Wand. Verständigen sie bitte die Bergrettung, die sollen einen Helikopter schicken.“, meinte Michael. „Aber der Helikopter der Bergrettung kann frühestens in einer Stunde an der Finkenzellerwand sein.“, warf Ebelsieder ein. „Das ist mir klar, aber bei meiner Patientin zählt jetzt jede Minute. Wir versuchen so schnell wie möglich zurück zu sein. Over.“ „Verstanden, verständige Bergerettungshelikopter. Over and out.“ „Dann kann’s für Gabriele schon zu spät sein.“, befürchtet Biggi, die alles mitgehört hatte. „Tja, das ist unsere einzige Chance oder?“, fragte Ebelsieder.

Michael, Thomas und Ralf hatten die Patientin in den Helikopter gebracht. „Wir kommen so schnell wie möglich.“, versicherte Thomas Ralf und klopfte ihm auf de Schulter. „Ich geh zurück zur Wand.“, meinte Ralf. „Gabriel ist sicher ok.“, rief Michael ihm noch zu, dann starteten sie.

Biggi saß alleine im Hangar, als Peter zu ihr kam. „Hallo.“, meinte er. „Hallo“ „Gibt’s was Neues von Ralf und Gabriele?“, wollte er wissen. Biggi sah zu ihm auf. „Sie haben Ralf und eine Verletzte gefunden. Gabi hängt noch in der Wand.“, sagte Biggi leise. „Die Bergrettung braucht eine Stunde.“, setzte sie verzweifelt hinzu. „Die Nacht war eisig.“, meinte Peter, „Wir werden uns etwas einfallen lassen müssen, Biggi.“ „Ok Peter, komm mit“, sagte sie entschlossen. Biggi marschierte zielstrebig auf den Helikopter zu. Max war immer noch dabei die Seilwinde zu reparieren. „Ist sie aufgetankt?“, fragte Biggi ihn. „Ja, aber diese Seilwinde, ich schaff das nicht in der Zeit.“, meinte Max. „Aber das Seil ist doch fixiert?“, fragte Biggi. „Das schon, aber es lässt sich nicht aufrollen.“ „Bist du dabei?“, fragte Biggi und sah Peter an. „Da fragst du noch?“ „Aber Ebelsieder…“, warf Max ein. „Sag’s ihm, wenn ich in der Luft bin.“, unterbrach Biggi ihn und schwang sich auf den Pilotensitz.

Ebelsieder telefonierte gerade mit der Bergrettung. „Was denn? Erst in 1,5 Stunden? Hören sie, das muss rascher gehen.“, rief er in den Hörer, als er plötzlich den Heli starten hörte. „Warten sie mal einen Augenblick.“, sagte er und lief nach draußen. Er sah Biggi gerade noch abheben. Max lächelte nur schulternzuckend.

„Und du fliegst als hättest du nie etwas anderes gemacht.“, stellte Peter fest. „Hab ich ja auch nicht.“, sagte Biggi lächelnd, „Da vorne können wir landen, da hängst du dich ans Seil.“ „Unsere Biggi, ist wieder die alte.“, freute sich Peter sich. Biggi lächelte nur und zuckte mit den Schultern. Biggi landete und Peter stieg aus. Dann hob sie wieder ab und er hing sich ans Seil. „Bei dir alles klar, Peter?“, fragte sie. „Alles klar, ich kann die Wand sehen.“ Biggi flog zur Wand. „Ok, jetzt wieder mehr auf 10 Uhr. Gut so und tiefer. Du musst mich jetzt einpendeln, Biggi.“, rief Peter. „Verstanden.“, Biggi pendelte Peter ein „Bin unten.“, sagte Peter erleichtert, als er bei Gabi angekommen war. „Peter.“, rief Gabi glücklich, als sie ihn sah. „Alles ok?“, fragte er Gabi dann. „Alles ok, was ist mit Ralf und dem Mädchen?“ „Die sind schon auf dem Weg in die Klinik.“ Peter hängte sich und Gabi ans Seil. „Ok, Biggi, wir sind dran, hoch mit uns.“ Gabi lächelte, als sie hörte, dass Biggi den Heli flog. Sie setzte die beiden auf einer Lichtung ab, damit sie einsteigen konnten. Ralf wartete dort und kam sofort auf Gabi zu gerannt. Sie fielen sich um den Hals und ließen sich ins Gras fallen. „Geht’s dir gut?“, fragte er Gabi. „Ja und dir.?“ „Auch.“ „Du hast es geschafft, super.“, lobte sie Ralf dann und sie küssten sich.

Als sie wieder auf der Basis waren, nahm Gabi erst mal eine heiße Dusche, denn sie war ziemlich unterkühlt. Als sie in ihren Bademantel eingewickelt aus dem Waschraum kam, fragte Peter: „Sollen wir dich nicht doch in die Klinik fahren?“ „Nein, lass mal, meine Körpertemperatur ist wieder normal und mein Schnupfen braucht keine Intensivstation.“, meinte Gabi. „So, dann haben wir ja was zu feiern. Ihre Kondition und Biggis Rückkehr.“, sage Ebelsieder, der gerade mit einer Flasche Sekt in den Aufenthaltsraum kam. „Oder wollen sie doch lieber einen Tee, Frau Doktor?“, fragte er Gabi. „Beides.“, sagte sie lächelnd. „Unersättlich.“, scherzte Ebelsieder.

Biggi saß auf dem Tisch. Gabi ging zu ihr. „Hör mal, und du hast dich doch wieder durchgerungen.“, sagte sie. „Ich denke, ich war was schuldig.“, sagte Biggi. Gabi umarmte sie glücklich.

Ebelsieder ließ den Sektkorken knallen und in dem Augenblick kamen Thomas und Michael zurück. „Da kommen wir ja gerade richtig.“, meinte Michael, „Die Frau wird überleben, Dank Ralf.“ Alle freuten sich und feierten Ralf als den Helden. „Michael, du gibst doch wenigstens noch eine Abschiedsfeier oder?“, fragte Peter plötzlich. „Was?“, fragte die anderen überrascht. „Er wird uns nämlich verlassen.“, erklärte Peter. „Was heißt hier Abschiedsfeier, verlassen? Ich bleibe, ich kann euch doch nicht sitzen lassen.“, sagte Michael lachend. Alle stürzten sich auf Michael und knufften ihn in die Seite. „Vorausgesetzt ihr schlagt mich nicht zu Invaliden.“, setzte er noch hinzu. Nun war das Team endlich wieder Komplet und alle feierten ausgelassen

~ The End ~

Fortsetzung (“Viren an Bord“) folgt !!!



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