Liebe macht blind (Autor: Verena)
Gabi kam mit hängenden Schultern in den Aufenthaltsraum. „Morgen.“, sagte sie leise. Sie hatte sich gestern Abend mit Ralf gestritten, weil er unbedingt wollte, dass sie den anderen sagten, dass sie ein Paar waren. „Hey, was ist denn mit dir los?“, fragte Biggi, die am Tisch saß und einen Vanillejoghurt löffelte. „Nichts.“, murmelte Gabi und setzte sich neben sie an den Tisch. Sie wollte so gerne mit Biggi darüber reden, aber dazu müsste sie ihr erst mal erzählen, dass sie mit Ralf zusammen war. Und wie würde Biggi darauf reagieren?
Ralf saß auf dem Sofa und schaute nach unten. Er war ziemlich enttäuscht von Gabi. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie sich für ihn schämte, auch wenn sie ihm schon hundert Mal erklärt hatte, dass sie nur dem Gerede entgehen wollte. Sie wusste schließlich, was ihre Mutter für ein Theater machen würde, wenn sie erfahren würde, dass Gabi mit Ralf zusammen war. „Möchtest du auch einen Joghurt?“, fragte Biggi Gabi. „Nein, danke.“ „Sag mal, irgendwas hast du doch?“, bohrte Biggi weiter nach. Gabi warf einen Blick zu Ralf. Er hatte sich eine Zeitschrift genommen und blätterte darin herum. „Na ja…also…“, fing Gabi an, „…Lass uns das besser draußen besprechen.“ Sie wollte natürlich nicht, dass Ralf alles mitbekam. Ralf sah ihr böse nach. Die Sonne schien und es war ein sehr schöner Frühlingstag. Biggi und Gabi setzten sich vor dem Hangar ins Gras. „Also, was ist los?“, wollte Biggi wissen. „Du musst mir aber versprechen, dass du niemandem etwas sagst.“, meinte Gabi. „Du hast mein Ehrenwort.“, sagte Biggi.“ „Also…“, begann Gabi wieder. In dem Moment wurde sie von der Rettungsleitstelle unterbrochen: „Rettungsleitstelle für Medicopter 117, schwerer Unfall auf der B 404. GPS Koordinaten 47,34 Nord zu 12,67 Ost.“ „Verstanden.“, rief Ralf, der immer noch im Aufenthaltsraum war, schnappte sich seine Jacke und lief Gabi und Biggi hinterher zum Medicopter.
Biggi zog den Heli mit einem ihrer berühmten Gewaltstarts hoch. „Mein Armes Baby.“, meinte Max noch kopfschüttelnd, während er dem Helikopter nachsah. „Dich haben sie wieder nicht mitgenommen.“, meinte er dann zu Gonzo, der schwanzwedelnd um ihn herum lief. „Aber dafür gehen wir zwei nach der Schicht in den Biergarten, was?“
Das B Team war auf dem Weg zur Unfallstelle. Auf dem Flug sprachen sie kein Wort, wobei es nicht an Biggi gelegen hätte. Sie störte das etwas, denn normalerweise redeten sie immer, aber bei der Stimmung von Gabi und Ralf wollte sie kein Gespräch anfangen. Sie hatten den Einsatzort schnell erreicht. Ein Lkw hatte ein Auto gerammt und die Fahrerin war schwer verletzt. Die Kufen des Medicopters hatten noch nicht ganz auf den Boden aufgesetzt, schon sprangen Gabi und Ralf aus dem Heli und liefen zu der Verletzten. Gabi untersuchte die Frau. „Wahrscheinlich stumpfes Bauchtrauma mit inneren Blutungen.“, vermutete sie. „Ralf, gib mir 1 mg Tecepan und leg ihr einen Zugang.“ Ralf sah Gabi an, doch sie sah schnell weg. Sie hatten die Patientin schnell transportbereit und trugen sie zum Heli, während Biggi schon die Turbinen anließ.
Als sie an der Klinik ankamen, wurden sie schon von einem Ärzteteam erwartet. Gabi ging noch mit rein. Biggi und Ralf warteten vor dem Heli. „Was ist eigentlich mit dir los heute?“, fragte Biggi Ralf, denn sie hatte bemerkt, dass auch er nicht gerade gut gelaunt war. „Das ist privat.“, meinte er nur. ‚Dann eben nicht.’, dachte Biggi sich ‚Aber wenn das mal nichts mit Gabis schlechter Laune zu tun hat…’ Gabi kam wieder und sie flogen zur Basis zurück.
Biggi und Gabi gingen in den Frauenumkleidraum, wo sie ungestört waren. „Also, es ist so, Ralf und ich, wir…wir sind zusammen.“, sagte Gabi langsam. Biggi sah sie an. Irgendwie hatte sie sich so etwas schon gedacht. „Ihr habt euch gestritten, nicht?“, fragte sie. Gabi nickte. „Ralf will unbedingt, dass wir allen sagen, dass wir zusammen sind, aber wenn meine Mutter das erfährt, dann gibt es doch nur wieder Stress.“, sagte Gabi. „Denn gibt es so wie man sieht ja auch.“, meint Biggi, doch sie konnte Gabi verstehen. Sie selbst war seit 3 Monaten mit Thomas zusammen und sie hatten es auch keinem erzählt. Gabi lief eine Träne über die Wange. Biggi legte ihren Arm um sie. „Hey, das wird schon wieder. Ihr liebt euch doch, hm? Vielleicht solltest du einfach noch mal mit Ralf reden.“ Gabi nickte. „Wahrscheinlich hast du Recht.“, sagte sie. Sie stand auf und ging raus um Ralf zu suchen. Er saß auf der Wiese, an dem kleinen Bach, der an der Basis vorbei floss und blickte in Gedanken versunken aufs Wasser. Gabi trat von hinten an ihn heran. „Ralf?“, fragte sie, „Können wir nicht vielleicht noch mal miteinander reden?“ Ralf drehte sich um und sah sie an. „Ok, auch wenn ich nicht glaube, dass es etwas bringen wird.“ Gabi setzte sich neben ihn. „Es tut mir Leid, dass der gestrige Abend so enden musste.“, sagte sie. „Es muss dir nicht Leid tun, oder willst du es den anderen jetzt doch sagen?“, fragte Ralf. Gabi schüttelte den Kopf. „Versteh doch, wenn wir es allen sagen, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit und meine Mutter weiß es und dann…“ „Dann weiß sie es eben.“, meinte Ralf ein bisschen sauer. „Du kapierst echt gar nichts!“, schrie Gabi ihn an. „Oh, doch, ich habe in den letzten Tagen einiges kapiert, nämlich, dass wir wahrscheinlich doch gar nicht so gut zusammen passen und uns vielleicht besser trennen sollten.“ Mit diesen Worten ließ Ralf Gabriele einfach stehen und ging zurück zur Basis. Gabi stand auch auf. Ihr wurde auf einmal ganz schlecht und sie setzte sich schnell wieder. Ralfs Worte hatten sie total hart getroffen. Ihr wurde schwindelig und vor lauter Tränen sah sie kaum noch etwas. Sie liebte ihn doch so sehr, wie konnte er ihr das nur antun?
Inzwischen war das A Team auch schon eingetroffen, denn die Schicht des B Teams, war bereits seit einer halben Stunde zu Ende. Ralf war sofort nach dem Gespräch mit Gabriele nach Hause gefahren. Er hatte sich nicht einmal vorher umgezogen.
Thomas war im Hangar und machte ein Spiel am Flipper. Biggi schlich sich von hinten an ihn ran und rief dann plötzlich: „Hab ich dich erschreckt?“ Thomas erschreckte sich und haute sofort den Ball ins Aus. Das war nun schon das fünfte Mal in dieser Woche, dass Biggi es geschafft hatte ihn beim Flippern zu erschrecken, sodass er den Ball verhaute. „Na warte, wenn ich dich kriege!“, rief Thomas lachend und lief hinter Biggi, die nach draußen auf die Wiese lief, her. „Du kriegst mich nie!“, rief Biggi lachend. „Ich hab dich gleich.“, kam es von Thomas zurück.
Michael saß mit Peter im Aufenthaltsraum und beobachtete die beiden durch das Fenster. „Ja, ja, was sich liebt, das neckt sich!“, sagte Michael und grinste. „Wieso?“, fragte Peter. „Schau doch mal raus.“ Peter sah von seinen Berichten auf und ging zum Fenster und schob mit zwei Fingern einen Spalt zwischen die Jalousien. „Das ist jetzt bestimmt schon das dritte oder vierte Mal diese Woche.“, meinte Michael. „Was?“, fragte Peter irritiert. „Sag mal lebst du hinterm Mond? Biggi erschreckt Thomas jedes Mal beim Flippern und dann jagen sich die beiden durchs ganze Gelände. Wenn da nicht was im Busch ist…“, grinste Michael. „Wirklich? Hab ich gar nicht mitbekommen.“, meinte Peter erstaunt. „Sie geben es ja auch nicht zu, genauso wie Gabi und Ralf, es ist bis jetzt alles nur ein Gerücht.“, meinte Michael. „Was? Die beiden auch?“, frage Peter überrascht. „Na ja, das ist auch nur so ein Gerücht, aber von mir weißt du nicht, verstanden?“ Peter nickte und beugte sich wieder über die lästigen Berichte, die er noch bearbeiten musste.
Währenddessen hatte Thomas Biggi fast eingeholt. Sie war schon ziemlich aus der Puste und ließ sich ins Gras fallen. „Ok, ok, ich gebe auf. Gnade!“, flehte sie. Thomas nahm ihre Hand und zog sie hoch. „Sag mal, kann es sein, dass du in letzter Zeit ein bisschen frech geworden bist?“, grinste Thomas. „Wieso?“, fragte Biggi ganz unschuldig und lächelte ihn an. Sie sahen sich tief in die Augen. Dann kamen sie sich immer näher. Thomas legte seine Arme um Biggi und sie stieß ihn ins Gras und begann ihn zärtlich zu küssen.
Michael hatte sich wieder dem Fenster zugewandt. „Wo sind die beiden denn?“, fragte er verwundert. Er konnte Biggi und Thomas nicht mehr sehen, weil das Gras zu hoch war. Sie legten sich immer extra ins hohe Gras, damit keiner sie sehen konnte. „Wer weiß, was die da im Gras gerade treiben.“, meinte Peter und sie mussten loslachen. In dem Augenblick kam Gabi in den Aufenthaltsraum. Ihr war immer noch ziemlich schlecht und sie wollte sich gleich umziehen und dann nach Hause fahren „Was gibt es denn hier so Lustiges?“, fragte sie, als sie Michael und Peter sah. „Ach nichts.“, meinte Michael schnell und sah Peter an. Beide mussten wieder loslachen. Gabi verschwand kopfschüttelnd im Umkleideraum.
Biggi und Thomas lagen immer noch im hohen Gras und küssten sich. „Ich könnte hier ewig so liegen bleiben.“, sagte Biggi. „Ich auch.“, meinte Thomas und beugte sich wieder über sie um sie zu küssen. „Hast du heute Abend schon was vor?“, fragte er dann. „Nein, für dich hab ich doch immer Zeit.“, sagte Biggi. „Gehen wir was schönes Essen?“, fragte Thomas „Da fragst du noch? Holst du mich um 20 Uhr ab?“, „Ok“ Sie küssten sich wieder, doch dann ertönte die Alarmsirene. Biggi und Thomas stöhnten. „Immer wenn’s am schönsten ist.“, meinte Thomas und drückte Biggi noch einen Kuss auf den Mund. Dann lief er zum Heli, wo Michael und Peter schon auf ihn warteten.
Biggi sah dem Helikopter noch nach, dann stand sie auch auf und ging in den Hangar. Sie beschloss sich schon mal umziehen zu gehen. Im Umkleideraum fand sie Gabi völlig verheult auf der Bank sitzend vor. Biggi ging zu ihr und nahm sie in den Arm. Gabi wollte sich gar nicht mehr beruhigen. „Ralf ist so gemein.“, schluchzte sie „Er hat sich von mir getrennt.“ Biggi fühlte sich ein bisschen schuldig, schließlich hatte sie Gabi erst auf die Idee gebracht noch mal mit Ralf zu reden. Sie versuchte Gabi so gut es ging zu trösten, doch wirklich helfen konnte sie ihr auch nicht. Gabi wollte nur noch nach Hause. Sie verabschiedete sich von Biggi und fuhr dann los. Als sie angekommen war, ging sie sofort nach oben und schloss sich in ihrem Zimmer ein, denn sie wollte nicht, dass ihre Mutter etwas bemerkte. Sie war total fertig und legte sich ins Bett und schlief auch sofort ein.
Ralf war alleine zu Hause, denn Max hatte Gonzo in den Biergarten mitgenommen. Er saß auf seinem Sofa und dachte die ganze Zeit nach. Er liebte Gabi schon noch, aber im Moment konnte er sich nicht vorstellen, wie es mit ihnen weitergehen sollte.
Das A Team hatte inzwischen den Unfallort erreicht. In einem Steinbruch war ein Arbeiter gestürzt und hatte sich schwer verletzt. Michael, Peter und Thomas mussten über einen steinigen Berg laufen um zu dem Unfallopfer zu gelangen. Soll ich dir die Tasche abnehmen?“, witzelte Thomas, denn er war mit der Trage unterm Arm immer noch schneller oben als Michael. „Biggi hält dich ganz schön fit, was?“, konterte Michael. Er und Peter mussten grinsen. „Haha. Was gibt’s denn da zu grinsen?“, fragte Thomas. „Ach nichts.“, meinten Michael und Peter nur und liefen weiter.
Michael untersuchte den Patienten. „Ok, Peter, gib mir 5 mg Valium.“ Peter überreichte ihm die Spritze. „Und leg ihm noch einen Zugang.“, wies Michael Peter an, „Wir intubieren im Helikopter.“ Sie legten den Patienten auf die Trage und brachten ihn zum Heli. Thomas flog mit Höchstgeschwindigkeit zur Klinik, wo sie den Patienten ablieferten. Michael ging noch kurz mit rein. Nach 5 Minuten kam er wieder. „Der Mann wird überleben.“, sagte er erleichtert. Die drei schlugen ein. Dann stiegen sie wieder in den Helikopter und flogen dann zurück zur Basis.
Die Schicht das A Teams war zu Ende. Thomas wollte so schnell wie möglich nach Hause und wollte sich dort erst umziehen. „Hey, ziehst du dich gar nicht um?“, fragte Peter. „Ich muss los, ich hab heute Abend noch was vor.“, meinte Thomas lächelnd. „Ach, was denn?“, wollte Peter sofort wissen. „Sei nicht so neugierig.“, meinte Thomas nur und ging dann zu seinem Auto.
Pünktlich um 20 Uhr stand Thomas bei Biggi vor der Tür. Biggi öffnete ihm. Sie hatte ein kurzes, schwarzes Kleid an. Thomas fand, dass sie wunderschön aussah. Biggi schloss die Tür wieder. Thomas legte seine Arme um ihren Hals und küsste sie leidenschaftlich. Kurze Zeit später fuhren sie in ein italienisches Restaurant, das in Traunstein neu eröffnet hatte. Thomas bestellte sich eine Pizza und Biggi Lassagne. Sie hatten viel Spaß, aber Biggi musste immer wieder an Gabi denken. Es belastete sie sehr, dass es ihrer Freundin so schlecht ging. Sie musste mit jemandem darüber reden, also beschloss sie es Thomas zu erzählen, obwohl sie Gabi versprochen hatte es für sich zu behalten. Thomas war ziemlich erstaunt, er hatte nicht damit gerechnet, dass es noch ein „geheimes Paar“ auf der Basis gab. Aber er war ziemlich froh, dass Biggi und er das nicht so eng nahmen, ob die anderen es wussten oder nicht. Sie behielten es eigentlich nur deshalb für sich, weil sie es lustig fanden ein Geheimnis zu haben. „Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben die beiden wieder zusammen zu bringen.“, meinte Biggi. „Vielleicht hab ich da sogar eine Idee.“, sagte Thomas geheimnisvoll. „Nun sag schon.“ „Du könntest Gabi fragen, ob sie mit dir Essen geht, so ein reiner Frauenabend also und ich frag Ralf. Wir bestellen sie beide ins gleiche Restaurant und reservieren ihnen einen Tisch, nur wir beide kommen nicht.“, schlug Thomas vor. „Das hört sich gar nicht schlecht an.“, meinte Biggi, „Dann könnten sie sich in Ruhe aussprechen.“ „Ok, dann frag ich morgen Ralf und du fragst Gabriele.“ „Ok“, Biggi beugte sich zu Thomas und küsste ihn. Sie fühlte sich gleich viel besser, obwohl sie natürlich nicht wusste, ob Thomas’ Plan funktionieren würde.
Nach dem Essen machten Biggi und Thomas noch einen kleinen Nachtspaziergang. Thomas hatte seinen Arm um Biggi gelegt und sie gingen durch einen kleinen Park. „Sieh mal, eine Sternschnuppe. Du darfst dir etwas wünschen.“, sagte er plötzlich und zeigte an den Himmel. „Ich wünsche mir, dass alles so bleibt wie es ist.“, sagte Biggi glücklich. Thomas küsste sie leidenschaftlich und meinte: „Ich auch.“
Als Gabi am nächsten Morgen aufwachte, war ihr immer noch total schlecht. Zuerst hatte sie noch gedacht, dass es von der Aufregung kam, von dem Streit mit Ralf, aber langsam beunruhigte sie das schon etwas. Zum Glück hatte das B Team erst die Spätschicht und so konnte sie sich noch etwas ausruhen. Sie überlegte, ob sie vielleicht etwas Falsches gegessen hatte, aber ihr fiel nichts ein. Plötzlich schoss es ihr in den Kopf, dass alle ihre Symptome auf die einer Schwangern zutrafen. Sofort fuhr sie in die Apotheke und besorgte sich einen Schwangerschaftstest.
Eigentlich hatte sie sich immer Kinder gewünscht, aber sie hatte damit überhaupt nicht gerechnet. Doch jetzt, wo Ralf sich von ihr getrennt hatte, wusste sie nicht, ob es ihr nicht viel lieber wäre, wenn sie nicht schwanger wäre. ‚Na ja, gleich hab ich Gewissheit.’, dachte sie sich, als sie im Bad saß und den Test ausprobierte. Sie las sich die Anleitung durch. Ein blauer Streifen bedeutete schwanger, ein roter Streifen bedeutete nicht schwanger. Endlich war es so weit. Gabi traute sich kaum hinzusehen. Dann schaute sie doch auf den Test, es war ganz deutlich ein blauer Streifen zu sehen. „Oh nein.“, dachte sie, ihr war klar, dass nur Ralf er Vater sein konnte.
Als Gabi zur Basis kam, waren alle anderen schon da. Das A Team hatte noch Schicht und Gabi schaute nur schnell in den Aufenthaltsraum, wo Peter, Michael, Thomas und Biggi saßen, um Hallo zu sagen. Dann ging sie sich umziehen.
Ralf war bei Ebelsieder. „Herr Ebelsieder, ich möchte sie bitten mich in nächster Zeit mit Dr. Lüdwitz und Thomas Wächter Dienst tun zu lassen.“, sagte Ralf. Ebelsieder sah ihn ungläubig an. „Sonst noch Wünsche, soll ich vielleicht noch einen Swimmingpool auf dem Parkplatz installieren lassen?“, fragte er sarkastisch. „Ihren Sarkasmus können sie sich sparen.“, gab Ralf ein bisschen sauer zurück, „Ich würde sie nicht fragen, wenn es nicht wirklich wichtig wäre.“ „Wir sind hier ein Rettungsstützpunkt. Wenn wir hier Händchen halten und diskutieren, wer mit wem fliegen möchte und wer nicht, dann machen wir den falschen Beruf, verstehen sie das, Staller?“ Ralf verließ mit hängenden Schultern Ebelsieders Büro.
Biggi fand irgendwie, dass Gabi noch schlimmer aussah als gestern. „Ich schau mal kurz nach Gabi.“, sagte sie und ging dann zu Gabi in die Umkleide. „Was ist denn los?“, fragte Biggi, „Hast du noch mal mit Ralf gesprochen?“ „Das nicht, aber ich…ich…ich bin schwanger…von Ralf.“, sagte Gabi dann leise und lies sich schluchzend in Biggis Arme fallen. „Hey, das wird schon wieder. Weiß er es schon?“ Gabi schüttelte den Kopf „Und von mir wird er es auch nicht erfahren. Sag es bitte niemandem.“ Biggi nickte. Ihr tat Gabi so Leid und sie hoffte so, dass Thomas’ Plan aufgehen würde. „Was hältst du davon, wenn wir heute Abend einen Frauenabend machen, nur für uns, damit du auf bessere Gedanken kommst?“, fragte Biggi. Gabi nickte. „Ein bisschen Ablenkung tut mir bestimmt gut.“, schluchzte sie. „Ok, dann treffen wir uns um 8 bei dem neuen Italiener. Ich bestelle einen Tisch für uns vor.“, meinte Biggi. Gabi war einverstanden. Biggi stand auf und zog Gabi mit hoch. „Komm, wir gehen wieder zu den anderen.“ Gabi nickte. Sie ging vorher noch in den Waschraum. Ralf sollte nicht sehen, dass sie geweint hatte.
Doch als sie in den Aufenthaltsraum kamen, war keiner da. Ralf, Thomas, Michael und Peter waren in den Hangar gegangen und spielten Kicker. Nach einer Weile hatten Peter und Michael keine Lust mehr. Sie gingen in den Aufenthaltsraum und setzten sich zu Gabi und Biggi. „Sag mal Ralf, was hältst du davon, wenn wir heute Abend mal wieder einen Männerabend machen?“, fragte Thomas ihn. Ralf war ziemlich überrascht, aber er dachte sich. ‚Warum eigentlich nicht’. So wurde er wenigstens etwas von der Trennung von Gabi abgelenkt.
Pünktlich um 8 war Gabi im Restaurant. Sie konnte Biggi nirgendwo entdecken, also ging sie zum Tresen. „Entschuldigung, wir haben einen Tisch reserviert.“, wandte sie sich an einen Kellner. „Auf welchen Namen?“, fragte der Kellner. „Biggi Schwerin.“, sagte Gabi. Gleich hier vorne am Fenster.“, sagte der Kellner nach einem Blick auf seine Liste und führte Gabi zu dem Tisch
Keine zehn Minuten später traf auch Ralf ein. Er erkannte Gabi nicht, denn sie saß mit dem Rücken zur Tür. Auch sie sah ihn nicht. Ralf sah sich um. Thomas war nirgendwo zu sehen, und das, obwohl er selbst schon zehn Minuten zu spät dran war. Er fragte den Kellner am Tresen nach der Reservierung auf den Namen Thomas Wächter und der Kellner führte ihn zu dem Tisch an dem Gabi saß. Thomas und Biggi hatten den Tisch nämlich extra auf beide Namen reservieren lassen. „Ich glaube ich gehe lieber wieder.“, sagte Ralf als er Gabi sah. Sie dachte in dem Augenblick das Gleiche. „Was machst du denn hier?“, fragte Gabi sauer. „Ich bin eigentlich mit Thomas verabredet, er ist nur noch nicht da, aber was machst du hier an unserem Tisch?“, wollte Ralf wissen. „ Ich bin mit Biggi verabredet und sie hat diesen Tisch für sie du mich reserviert.“, meinte Gabi. Der Kellner sah die beiden nur komisch an. Dann holte er einen Briefumschlag hervor und überreichte ihn Gabi und Ralf mit den Worten: „Das hier soll ich ihnen geben. Und übrigens, um das Missverständnis zu klären, Frau Schwerin und Herr Wächter waren gestern gemeinsam hier und haben den Tisch reservieren lassen.“ „Na klasse.“, stöhnte Ralf. Doch da er neugierig war, setzte er sich erst mal hin und öffneten den Umschlag. „Macht euch einen schönen Abend. Biggi & Thomas.“, stand auf dem Zettel. Er las ihn Gabi vor. „Na toll.“, murmelte sie. Sie war ziemlich sauer auf Biggi.
Thomas und Biggi waren bei Thomas. Sie lagen auf dem Sofa und sahen fern. „Was Ralf und Gabi wohl gerade machen?“, fragte Thomas. „Wer weiß?“, meinte Biggi mit verschwörerischer Stimme. Sie sahen sich an und dann mussten sie beide loslachen.
Ralf und Gabi hatten sich entschlossen doch da zu bleiben. Sie dachten sich beide, dass sie ja immer noch gehen konnten, wenn es zu schlimm werden würde. Zuerst redeten sie auch vernünftig miteinander, aber nur über belanglose Dinge. Sie redeten darüber, wie das Wetter war, darüber wie sehr Ebelsieder manchmal nerven konnte und über die letzten Einsätze, nur über nichts Privates. Doch schließlich fragte Ralf „Und wie geht’s deiner Mutter?“ und schnitt damit das leidige Thema an. Von da an fingen die beiden wieder an zu streiten. Die anderen Leute im Restaurant drehten sich schon zu den beiden um, weil sie sich gegenseitig anschrieen. Irgendwann wurde es Gabi zu viel. Sie stand auf und schrie: „Ich weiß gar nicht, ob ich dich überhaupt jemals wirklich geliebt habe und jetzt tu ich es sowieso nicht mehr.“, obwohl sie wusste, dass das nicht stimmte. Ihr lief eine Träne über die Wange, aber sie drehte sich schnell um und rannte nach draußen, so dass Ralf es nicht sah. Ihn hatten Gabis Worte ziemlich hart getroffen und das bestärkte ihn nur noch darin, dass sein Entschluss sich von ihr zu trennen richtig gewesen war.
Gabi fuhr nach Hause. Sie warf sich auf ihr Bett und heulte. Sie war so enttäuscht und so sauer. Besonders auf Ralf, aber auch auf Biggi. Angela kam ins Zimmer und ging zu Gabis Bett. Sie legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte: „Hey Püppi, was ist denn los?“. Gabi sah kurz auf. „Nichts und nenn mich nicht immer Püppi.“, schluchzte sie. Sie konnte ihrer Mutter auf keinen Fall die Wahrheit erzählen. Außerdem war sie ja auch irgendwie Schuld, dass sie und Ralf Streit hatten, denn wenn sie nicht immer so ein Theater machen würde, hätten Gabi und Ralf es auch allen erzählen können. Gabi beruhigte sich überhaupt nicht mehr. Sie lag die ganze Nacht schluchzend in ihrem Bett.
Am nächsten Tag hatte wieder das A Team die Frühschicht. Michael, Thomas, Biggi und Peter waren schon auf der Basis. Michael und Peter lieferten sich ein Duell am Flipper. Sie wetteten um einen Kasten Bier. Doch Michael gewann immer wieder und Peter gab es schließlich auf.
Biggi und Thomas lagen mal wieder an ihrem Lieblingsplatz im hohen Gras und küssten sich. „Meinst du, dass unsere Aktion gestern Erfolg hatte?“, fragte Thomas. „Ich hoffe.“ meinte Biggi. Thomas konnte nichts mehr sagen, weil Biggi ihn schon wieder küsste.
„Ich hab Durst. Lass uns in den Hangar gehen und eine Cola holen.“, schlug sie dann vor. „Ok.“, meinte Thomas. Biggi stand auf und zog ihn hoch. Dann gingen sie zusammen in den Hangar. Dort war niemand, denn Michael und Peter waren wieder in den Aufenthaltsraum gegangen, wo auch Max saß. Vorsichtshalber sahen sich Thomas und Biggi noch einmal um, ob wirklich niemand zu sehen war. Dann trat Thomas zweimal gegen den Cola-Automaten und es fielen zwei Flaschen unten raus. Biggi nahm beide Flaschen und lief damit nach draußen. „Wenn du was zu trinken haben willst musst du mich erst einholen.“, rief sie Thomas zu. Er lief ihr hinterher und hatte sie diesmal schnell eingeholt. „Du kriegst deine Cola aber erst, wenn du mich küsst.“, sagte Biggi lächelnd. „Mach ich doch gerne.“, sagte Thomas und küsste sie. Dann gingen sie wieder zurück auf die Wiese. Plötzlich trat Biggi in ein Loch, knickte um und stolperte. „Bist du ok?“, fragte Thomas sie. Biggi saß mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden und hielt sich den Knöchel. Thomas beugte sich zu ihr runter. „Mein Fuß.“, stöhnte Biggi. „Kannst du auftreten?“, fragte Thomas. „Ich weiß nicht.“, meinte Biggi. Thomas half ihr aufzustehen, doch als Biggi auftreten wollte, schrie sie auf. „Es geht nicht. Mein Fuß tut höllisch weh.“, stöhnte sie. Thomas nahm sie auf den Arm und trug sie in den Aufenthaltsraum.
Die anderen guckten erst mal komisch, als Thomas mit Biggi auf dem Arm den Aufenthaltsraum betrat. Er legte sie vorsichtig aufs Sofa. „Michael, Biggi ist umgeknickt, kannst du dir das vielleicht mal anschauen?“, fragte Thomas. „Klar!“, meinte Michael. „Es geht schon wieder.“, sagte Biggi, doch Michael wollte sich ihren Fuß trotzdem anschauen. „Keine Widerrede, jetzt zeig schon her.“, meinte er. Thomas zog Biggi vorsichtig den Stiefel aus. Biggis Fuß war angeschwollen und ein bisschen blau. „Au“, schrie Biggi, als Michael nur leicht gegen ihren Fuß kam. „Das sieht aber nicht gut aus.“, meinte er dann. Inzwischen hatten sich alle um Biggi versammelt. „Was heißt das?“, fragte sie. „Es könnte sein, dass du dir das Sprunggelenk gebrochen hast.“, sagte Michael. „Das kann doch nicht wahr sein.“, fluchte Biggi, „Ich bin doch nur einmal kurz umgeknickt.“ „Am besten wir fliegen dich mit dem Heli ins Krankenhaus.“, schlug Michael vor, „Peter, kannst du die Trage holen?“ „Ich lege mich nicht auf die Trage.“, protestierte Biggi, „Mir geht es gut und ins Krankenhaus muss ich auch nicht.“ „Keine Widerrede.“, meinte Thomas. Er nahm Biggi auf den Arm und trug sie in den Heli. Dann flogen sie ins nächste Krankenhaus. Als sie landeten steigen sie aus und Thomas trug Biggi in die Notaufnahme. Die anderen Leute schauten sie bisschen blöd an, aber das war Biggi und Thomas ziemlich egal. Eine Schwester zeigte ihnen in welchen Raum sie gehen sollten. Dort wartete bereits ein Arzt erwartet und Biggi musste sich diesmal doch auf die Trage legen. „Wir bringen Frau Schwerin jetzt erstmal zum Röntgen.“, erklärte er Thomas, Michael und Peter. „Sie können hier warten.“ Thomas, Peter und Michael setzten sich auf drei Stühle, die auf dem Gang standen. Nach etwa einer Stunde kam Biggi aus dem Behandlungsraum gehumpelt. Thomas lief sofort zu ihr. „Wie geht’s dir? Hast du noch Schmerzen?“, fragte er sie. „Nein, ich hab noch mal Glück gehabt, es ist nichts gebrochen. Die anderen waren erleichtert und sie gingen zurück zum Heli und flogen zur Basis.
Inzwischen waren auch Ralf und Gabi eingetroffen. Ebelsieder hatte ihnen von Biggis kleinem Unfall bereits erzählt. Schon aus dem Heli heraus sah Biggi die Autos von Gabi und Ralf auf dem Parkplatz stehen. „Oh, Gabi und Ralf sind schon da.“, sagte sie und zwinkerte Thomas zu und sie mussten beide grinsen.
Als sie in den Aufenthaltsraum kamen, begrüßten sie Gabi und Ralf. Gabi sah noch ziemlich müde aus, denn sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht. „War wohl ein langer Abend gestern?“, sagte Biggi zu Gabi und wartete auf eine Reaktion. Gabi funkelte Biggi böse an und Biggi wusste, dass ihre Aktion wohl eher das Gegenteil bewirkt hatte. Sie wollte aber eigentlich schon wissen, was da gestern abgelaufen war. „Kann ich mal mit dir reden?“, fragte sie Gabi also. „Was ist?“, fragte diese giftig. „Bitte.“, meinte Biggi. „Na wenn’s sein muss.“ Sie gingen in den Frauenumkleideraum. Gabi schloss die Tür hinter sich. Dann fing sie gleich an Biggi anzumotzen. „Was sollte das gestern Abend denn? Für wen hältst du dich eigentlich?“ „Gabi, es tut mir Leid, ich dachte…“ „Was dachtest du? Dass Ralf und ich so wieder zusammen kommen?“, fragte Gabi sauer. Biggi nickte. „So einfach ist das aber nicht.“ „Das hab ich auch bemerkt.“, meinte Biggi. „Bist du mir noch böse?“, fragte sie dann. Gabi sah sie an. Sie legte ihren Arm um Biggi und meinte: „Na ja, ne Strafe hast du mit deinem Fuß ja schon, wie kann ich dir dann och böse sein?“ Beide mussten lachen.
Weil Biggi mit ihrem Fuß nicht fliegen konnte, wurde die Basis dicht gemacht. „So hat die Sache doch auch was Gutes, so wir mal einen Nachmittag frei.“, scherzte Ralf. „Sehr witzig.“, meinte Biggi nur. Doch so unglücklich war sie darüber gar nicht, schließlich würde hatten sie und Thomas ja auch frei.
Ralf fuhr sofort nach Hause, denn er musste später noch mit Gonzo zum Tierarzt und wollte dazwischen noch ein bisschen Hausarbeit erledigen. Sonst hatte Gabi ihm die meiste Hausarbeit immer abgenommen, aber nun musste er alles selber machen. Er merkte in solchen Situationen immer besonders, wie sehr er sie eigentlich vermisste. Doch er war viel zu stur, um wieder den ersten Schritt zu machen, Gabi würde bestimmt sowieso nichts mehr von ihm wissen wollen nach der Szene im Restaurant….
Auch Thomas, Biggi, Gabi, Michael und Peter gingen auf den Parkplatz und verabschiedeten sich dort voneinander. Michael bemerkte, wie Biggi zu Thomas ins Auto stieg. „Was habt ihr beiden denn noch vor?“, fragte er grinsend. „Wieso?“, fragte Thomas irritiert. „Wieso wohl? Na weil ihr zusammen in deinem Auto fahrt.“, meinte Michael. „Ach so, ich kann ja mit meinem Fuß kein Motorrad mehr fahren und Thomas ist so nett und bringt mich nach Hause.“, erfand Biggi schnell als Ausrede. Dass ihr Motorrad allerdings gar nicht auf dem Parkplatz stand, weil sie und Thomas mit seinem Auto gekommen waren, hatte sie nicht bedacht, aber es bemerkte keiner. Gelogen war es ja auch eigentlich nicht wirklich. Thomas fuhr Biggi nach Hause, nur dass er selbst auch mitkam. „Unsere Aktion gestern ist glaube ich total nach hinten los gegangen.“, meinte Biggi. „Ich weiß, Ralf hat mich die ganze Zeit total böse angeschaut.“ Biggi erzählte Thomas von ihrem Gespräch mit Gabi. „Wenn sie nicht wollen, können wir es auch nicht ändern, wir können sie ja nicht zwingen.“, meinte Thomas. „Hast Recht. Wahrscheinlich ist es sinnlos.“, sagte Biggi, „Ich bin nur froh, dass wir so glücklich sind.“ „Ich auch.“, Thomas nahm sie in den Arm und küsste sie
Gabi fuhr ziemlich schnell, denn ihr war schon wieder schlecht von der Schwangerschaft und sie wollte schnell nach Hause kommen. Sie war froh, dass Biggi sich bei ihr entschuldigt hatte und sie sich weder vertragen hatten, wenn da nur die Sache mit Ralf nicht wäre…
Zwei Tage später konnte Biggi wieder fliegen und auch die B Crew hatte wieder Dienst. Michael, Thomas, Ralf und Peter liefen sich mal wieder ein Duell am Kicker. Biggi und Gabi saßen im Aufenthaltraum und unterheilten sich. „Hast du Ralf eigentlich schon gesagt, dass er Vater wird?“, fragte Biggi. „Nein, das wird er schon noch früh genug erfahren. Außerdem hab ich im Moment wirklich keine Lust mit ihm zu reden. Aber nun mal zu dir. Es geht das Gerücht herum, dass da was zwischen dir und Thomas läuft.“ Biggi musste grinsen. „So? Hab ich noch gar nicht mitbekommen, immer diese Gerüchte.“ „Also stimmt es oder nicht?“, bohrte Gabi weiter nach. Doch Biggi konnte ihr nicht mehr darauf antworten, denn die Rettungsleitstelle meldete sich: „Rettungsleitstelle an Medicopter 117. Mehrere Verletzte nach einer Explosion in einer Fabrikhalle, GPS Koordinaten über Funk.“ „Verstanden, wir übernehmen.“, rief Max, der gerade in den Aufenthaltsraum kam und fast von Biggi und Gabi umgerannt wurde, ins Mikro. „Du bist mir aber noch eine Antwort schuldig.“, meinte Gabi grinsend zu Biggi.
Nach etwa 15 Minuten hatten sie die Unfallstelle erreicht. Die Lagerhalle war durch die Explosion schwer beschädigt und drohte nun einzustürzen. Zwei Verletzte waren noch in der Halle. Biggi landete ein paar Meter entfernt von der Lagerhalle, da auch Explosionsgefahr bestand. Gabi und Ralf nahmen ihre Ausrüstung und liefen sofort zur Halle. Der Chef der Fabrik war unverletzt. Er stand vor der Halle und sagte ihnen, dass noch zwei Verletzte dort drinnen waren. Ohne zu zögern liefen Gabi und Ralf rein. Einen Verletzten hatten sie schnell gefunden. Er war nicht so schwer verletzt. „Ralf, bring du den Mann hier raus, ich kümmere mich um den andern da hinten.“, rief Gabi. Biggi wartete mit der Trage draußen vor der Halle. Ralf stützte den leicht Verletzten und brachte ihn ins Freie, wo er ihn auf die Trage legte. Er wollte gerade wieder zurück in die Halle laufen, um Gabi zu helfen, als es einen ohrenbetäubenden Knall gab. Dann sah man nur noch Rauch aus der Halle kommen. „Gabi!!!“, riefen Ralf und Biggi sofort und rannten ohne zu zögern in die Halle. Im hinteren Teil hatte es eine Explosion gegeben. Gabi war nirgends zu sehen. Immer wieder riefen Biggi und Ralf ihren Namen, doch sie antwortete nicht. Schließlich entdeckte Biggi ihre Hand unter den Trümmern. „Ralf, schnell, hier ist sie!“, rief sie. Ralf kam sofort herbeigelaufen. Mit den Händen gruben sie in den Trümmern und fanden Gabi schließlich bewusstlos vor. Der Verletzte lag neben ihr, Ralf stellte fest, dass er tot war. Er packte Gabi, nahm sie auf den Arm und sie rannte aus der Halle. Biggi folgte ihm. Draußen legte Ralf Gabi auf den Boden. „Biggi, meine Ausrüstung.“, rief er. Biggi sprintete zum Heli und kam kurz darauf mit der Ausrüstung zurück.
Ralf fühlte Gabis Puls. „Viel zu schwach.“, murmelte er. Er schloss Gabi ans EKG an, doch er war mit den Werten mehr als unzufrieden. „Biggi, den Ambobeutel.“, Ralf legte Gabi einen Zugang und spritze ihr zwei Kreislaufmedikamente. „Was ist denn mit ihr?“, fragte Biggi ängstlich. „Wahrscheinlich hat sie innere Verletzungen.“, befürchtete Ralf, „Sie muss schnellstens in ein Krankenhaus.“ Sie brachten Gabi und den anderen Verletzten in den Heli. Biggi zog die Maschine mit einem Gewaltstart hoch. „Medicopter 117 für Klinikum Murnau, wir sind im Anflug mit zwei Verletzten, Patient männlich, mit leichten Verbrennungen, Patientin, weiblich, mit inneren Blutungen, intubiert und beatmet.“, informierte Biggi die Klinik.
„Wie langen brauchen wir noch bis zur Klinik?“, fragte Ralf nervös. Er machte sich riesen Sorgen um Gabi. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er sie immer noch über alles liebte und sich nichts mehr wünschte, als dass sie wieder zusammen glücklich werden würden. „Noch etwa 5 Minuten“, meinte Biggi. „Geht das nicht schneller? Ihr Puls ist fast weg, ich weiß nicht was ich tun soll, Biggi.“, rief Ralf panisch. „Ich tu schon was ich kann. Ralf, du musst es schaffen, du musst sie am Leben erhalten.“, rief Biggi nicht weniger nervös. „Kammerflimmern“, schrie Ralf plötzlich und griff zum Defi. „Biggi, wie lange noch? Ich kann sie nicht mehr länger halten.“, rief Ralf.
„Wir sind schon da“, meinte Biggi. Sie landete vor der Klinik und ein Ärzteteam stand schon bereit. Gabi wurde sofort in den OP gebracht. Ralf und Biggi mussten auf dem Flur warten. Biggi ging zu dem Telefon am Ende des Gangs und rief auf der Basis an um den anderen zu sagen, was geschehen war. Thomas, Michael und Peter, waren entsetzt, als sie hörten, was Gabi passiert war. Sofort liefen sie auf den Parkplatz und fuhren mit Peters Auto zur Klinik.
Ralf und Biggi saßen gegen die Wand gelehnt auf dem Boden. Ralf schluchzte die ganz Zeit. „Ich liebe sie doch so und vielleicht kann ich es ihr jetzt nie mehr sagen.“ Biggi legte ihren Arm um ihn. „Hey, Gabi ist stark, die macht doch jetzt nicht schlapp.“, doch sie wusste nicht ob sie das sagte um Ralf oder sich selbst zu beruhigen. „Es ist meine Schuld, wenn sie mit dem Verletzten raus gegangen wäre…“ „Ralf, hör auf, das bringt doch nichts. Mach dich nicht fertig. Es war ein Unfall, niemand hat Schuld daran.“
Die A Crew kam auf den Flur gestürmt. „Gibt’s schon was Neues?“, fragte Michael. Ralf schüttelte den Kopf. „Sie ist noch im OP, ich hab so Angst um sie.“, schluchzte er. Michael setzte sich neben ihm und nahm ihn in den Arm. Thomas hatte Biggi in den Arm genommen und war mit ihr ein Stück den Flur entlang gegangen. Alle waren total fertig, besonders Ralf. Nach zwei Stunden endloser Warterei kam endlich ein Arzt auf die erschöpfte Crew zu. „Ihre Kollegin wird überleben.“, sagte er. Die Gesichter der Crew hellten sich auf. Thomas und Biggi fielen sich um den Hals und küssten sich vor versammelter Mannschaft. Sie waren so erleichtert, dass sie gar nicht darauf achteten, dass sie nicht alleine waren. Die anderen bekamen große Augen und starrten die beiden an. „Also doch.“, meinte Michael. Thomas und Biggi bemerkten, dass sie nicht alleine waren. „Na ja, nun wisst ihr’s ja eh.“, meinte Biggi und küsste Thomas noch mal. „Da ist aber leider noch etwas.“, meldete sich der Arzt dann wieder zu Wort. Alle Augen richteten sich auf ihn. „Aber sie wird doch wieder gesund?“, fragte Ralf ängstlich. „Das schon, aber…sie hat ihr Kind verloren.“ „Was?“, fragte Biggi entsetzt. Ralf hatte es die Sprache verschlagen. „Gabi war schwanger?“, stotterte er dann. Biggi nickte. Ralf stiegen wieder Tränen in die Augen. ‚Warum hatte Gabi ihm denn nichts gesagt?’ „Können wir zu ihr?“, fragte er dann. „Einer darf zu ihr, aber nur für zehn Minuten. Sie darf sich auf keinen Fall aufregen.“, sagte der Arzt. „Na, geh schon, Ralf, ich glaube sie braucht dich jetzt mehr als je zu vor.“, meint Biggi. Ralf nickte, er folgte dem Arzt auf die Intensivstation. Langsam ging er zu Gabi ins Zimmer und setzte sich auf ihre Bettkante. Er nahm ihre Hand und flüsterte. „Gabi, es…es tut mir alles so Leid. Ich liebe dich doch.“ Gabi öffnete langsam die Augen und sah ihn an. „Ralf, ich…ich war schwanger…ich hab das Kind verloren.“, flüsterte sie unter Tränen. „Ich weiß.“, meinte er nur. „Warum hast du denn nicht mit mir geredet?“, fragte er dann. „Das letzte mal als ich das versucht habe, da hast du dich von mir getrennt.“, meinte Gabi. Ralf nickte nur. „Es tut mir alles so Leid.“ „Mir auch. Meinst du wir können es noch mal miteinander versuchen?“ Als Antwort gab er Gabi einen zärtlichen Kuss. „Versprich mir, dass wir wieder ein Kind haben werden.“, schluchzte Gabi dann. „Ich verspreche es dir.“, meinte Ralf, obwohl er natürlich nicht wissen konnte, ob sie jemals ein Kind zusammen haben würden. Sie fielen sich weinend in die Arme.. Dann kam der Arzt und schickte Ralf weg.
Am nächsten Tag ging es Gabi schon besser und sie wurde auf die normale Station verlegt. Die ganze Crew besuchte sie mit einem großen Blumenstrauß. Ralf begrüßte Gabi mit einem Kuss und Michael und Peter staunten nicht schlecht. „Du und Ralf?“, fragte Peter Gabi. Irgendwie war sie richtig froh, dass es jetzt alle wussten und diese Geheimnistuerei endlich ein Ende hatte. Sie lächelte unschuldig und küsste Ralf dann noch einmal. „Gute Idee.“, meinte Thomas. Er umarmte Biggi und küsste sie. Gabi musste grinsen, als sie die beiden sah. Sie hatte es ja sowieso schon geahnt.
~ Ende ~