Der Absturz ( Autor: Verena)
Es war ein kalter Wintertag und drei Skifahrer, Ewald, Elisabeth und Bärbel, wollten eine ziemlich steile, abgelegene Piste herunter fahren. „Ich mach die Spur.“, sagte Ewald und schwang sich als erster auf die Piste. Doch er war kaum zehn Meter gefahren, als er schwer stürzte und den Hang einige Meter herunter fiel. Die beiden Frauen mussten entsetzt zusehen. Sofort fuhren sie zu ihrem Freund. Ewald war bewusstlos. „Ich rufe die Bergwacht.“, meinte Elisabeth, nahm panisch ihr Handy und rief die Rettung.
Das B Team kam gerade von einem Einsatz zurück und war im Landeanflug auf die Basis, wo Max schon mit Gonzo vor dem Hangar stand und sie erwartete. „Braver Hund, und wenn dein Herrchen dich das nächste Mal nicht mitfliegen lässt, dann drehen wir zwei ne Runde.“, meinte Max zu Gonzo. Inzwischen war Biggi gelandet und sie, Ralf und Gabi stiegen mit hängenden Mienen aus dem Helikopter. „Was ist los mit euch?“, fragte Max, der mit Gonzo zum Heli gegangen war. „Es war ein schlimmer Einsatz, Max.“, sagte Ralf mit zitternder Stimme. „Ein Besoffener hat mit seiner Karre eine Frau und ihr Kind umgebrettert und beide tot.“, meinte Gabi. „Verstehst du, da lagen die Leichenteile herum und dieser besoffene Arsch hat die ganze Zeit wegen seiner Mühle geflennt.“, setzte Biggi hinzu. „Und er selbst hatte nur ne Platzwunde, die wir ihm dann auch noch verpflastern durften.“, Ralf guckte böse drein, „Weißt du es gibt manchmal Tage, da könnte ich solche Typen…“, Gabi legte ihren Arm um Biggi und sie gingen Richtung Hangar. „Komm, lass uns einen Kaffee trinken gehen.“, schlug sie vor. Ralf und Biggi nickten. In diesem Moment meldete sich der Lautsprecher: „Rettungsleitstelle an Medicopter 117, Verletzter Skifahrer im Großraum Garmisch-Partenkirchen. GPS Koordinaten 48,13 zu 15,25.“ Biggi, Gabi und Ralf liefen zurück zum Heli. „Komm Gonzo, deine Chance.“, rief Ralf seinen Hund, der sofort angelaufen kam und in den Heli sprang. Biggi zog die Maschine in einer steilen Kurve nach oben. „Medicopter 117 für Rettungsleitstelle im Einsatzgebiet ist die Bergrettung bereits verständigt.“, meldete sich die Rettungsleitstelle über Funk. „Medicopter117 verstanden, over and out.“, antwortete Biggi.
Währenddessen war der verunglückte Skifahrer wieder zu sich gekommen. „Ewald, wie geht’s dir?“, fragte Elisabeth besorgt. „Ist zum Glück nicht gebrochen.“, meinte er, während er seinen Knöchel betrachtete. „Und das Blut an deinem Mund?“ Ewald fasste sich an die Lippe. „Ich muss mir beim Sturz auf die Lippe gebissen haben.“, vermutete er. „Ich hab die Bergrettung gerufen.“, meinte Elisabeth. „Bist du verrückt? Den Einsatz muss ich zahlen.“, rief Ewald und stand auf. „Aber es sah wirklich schlimm aus.“ „Los, lasst uns abhauen.“, meinte er.
Thomas war gerade auf dem Weg zu seinem Auto. Er wollte gerade die Tür aufschließen, als er einen Zettel unter seinem Scheibenwischer bemerkte. Er nahm den Zettel und faltete ihn auseinander. Es war ein Bild von seinen Töchtern. Er hatte sie seit Wochen nicht mehr gesehen, da seine Ex-Frau ihm das Besuchsrecht entzogen hatte, nur weil er Lisa und Laura einmal von einem Ausflug zu spät zurück gebracht hatte. Auf dem Bild war ein rot gelber Helikopter zu sehen und unten stand: „Papa, wir vermissen dich so sehr.“ Thomas faltete das Bild wieder zusammen und steckte es vorsichtig in seine Jackentasche, er vermisste seine beiden Mädels so.
Das B Team hatte den Einsatzort inzwischen fast erreicht. „Nach der nächsten Kuppel müssten wir den Gipfel sehen.“, meinte Ralf, der die Karte studierte. „Seltsam, hier müsste es doch irgendwo sein.“, sagte Gabi. „Hinter dem Gipfel geht eine Steilwand ab.“, entdeckte Ralf. „Ich geh mal höher.“, meinte Biggi und zog den Heli hoch. „Das gibt’s doch nicht.“, rief Biggi plötzlich. Sie hatte die Spuren der Skifahrer im Schnee entdeckt. „Was denn?“, fragte Ralf. „Die sind einfach abgehauen, aber nicht mit mir, das schau ich mir an.“, meinte Biggi. „Vergiss es Biggi, die sind längst über alle Berge.“, versuchte Ralf sie davon abzuhalten. „Ich gehe mal runter.“, sagte Biggi bloß.“, sie wollte sich nicht davon abbringen lassen.
Thomas war zum Haus von Vera gefahren, wo sie mit Lisa und Laura wohnte. „Was willst du?“, fragte Vera verärgert, als sie Thomas sah. „Mit dir reden.“, meinte Thomas kühl. „Ich wüsste nicht vorüber.“ „Ich schon.“, Thomas zog das Bild aus seiner Jackentasche. „Willst du das wirklich? Das kann ich mir nicht vorstellen.“, sagte er. Vera kam näher und sah sich die Zeichnung der Mädchen an. Sie sah ein, dass Thomas Recht hatte und sie einigten sich darauf, dass er die Kinder nun jedes Wochenende abholen durfte.
„Da kriegt man richtig Lust, mal wieder Ski laufen zu gehen.“, meinte Gabi, als sie die verschneiten Gipfel unter sich betrachtete. „Wenn ich das sehe, dann krieg ich höchstens Lust auf Palmen und Meer oder auf meine heiße Badewanne.“, sagte Biggi. „Was hält dich dann noch hier?“, wollte Ralf wissen. Biggi nickte, sie beschloss zum Stützpunkt zurück zu fliegen.
Michael kam in die Küche zum Frühstücken, wo seine Frau Margarethe auf ihn wartete. Das A Team hatte erst die zweite Schicht, deshalb hatte er noch etwas Zeit. „Mmh, riecht nicht schlecht.“, bemerkte er. „Tja, langsam entwickele ich mich zur perfekten Hausfrau.“, meinte Margarethe. „Schatz, du hast nicht vergessen, dass wir übermorgen zu Dirks Schultheatervorstellung gehen?“, fragte sie kurz darauf. „Das hab ich ja total vergessen, ich fürchte ihr werdet ohne mich gehen müssen.“ „Aber du hattest doch übermorgen deine freien Tag.“ „Ja, das hatte ich auch, aber die haben die Dienstpläne geändert.“ „Michael, so geht das nicht. Ich habe meinen Job aufgegeben, ich fahre Dirk zur Schule, hole ihn ab, kauf ein, dazwischen spiele ich Putzfrau. Ein Abend zu einer Theateraufführung, wobei der Termin schon seit Wochen feststeht. Ist das deine Vorstellung von Familienleben?“ „Einer muss ja schließlich die Kohle ranschaffen.“, verteidigte Michael sich. „das könntest du auch in einem Job, der ein wenig berechenbarer ist.“ „Ja, das könnte ich, ich will das aber nicht. Mir macht mein Job eben Spaß. Du hast vorher gewusste, worauf du dich mit mir einlässt.“ „Nein, das habe ich nicht gewusst. Wenn ich das gewusste hätte, dann…“ „Was dann?“, schrie Michael. In dem Augenblick betrat Dirk die Küche. „Warum streitet ihr schon wieder?“, fragte er und sah seine Eltern traurig an.
Währenddessen war das B Team auf dem Rückflug zur Basis. „Bei dem Scheiß-Gegenwind hätten wir genauso gut über Garmisch fliegen können, das hätte auch nicht viel länger gedauert.“, stellte Biggi fest. „Da vorne, in 2 Uhr, da kommt ein Hochtal. Wenn wir da lang fliegen, dann müssten wir direkt über den Kamm kommen und dann…“ „Geht’s direkt nach Hause.“, vollendete Biggi Ralfs Satz.
Thomas war bereits auf der Basis eingetroffen und stand mit Max vor dem Hangar. „Was ist los mit dir? Du bist verdächtig gut aufgelegt.“, stellte Max fest. „Stimmt ausnahmsweise.“, sagte Thomas. „Darf man nach dem Grund fragen?“ „Vera und ich haben uns geeinigt, ich sehe die Kinder jetzt jedes Wochenende.“, erzählte Thomas glücklich. „Das ist ja großartig, das wäre doch ein Grund zum feiern.“, schlug Max vor. „Lass mal Max, nach Feierabend, aber die Rechnung geht auf meine Kosten, vom feinsten, sag ich dir.“ Eine BK117 näherte sich der Basis. Thomas und Max sahen zum Himmel. „Ist Biggi schon da?“, freute sich Thomas. „Jetzt kennt er sein eigenes Baby nicht mehr.“, seufzte Max. Thomas sah ihn komisch an. „Unsere geht morgen zum 100 Stunden Service.“, erklärte Max ihm. „Hast Recht, klingt auch ganz anders.“, sagte Thomas.
Der Heli landete und Max und Thomas gingen hin. „Grüß Gott allerseits.“, begrüßte der Pilot die beiden und stieg aus. Thomas beugte sich ins Cockpit. „Aber voll tanken hättet ihr die Mühle schon können.“, meinte er zu dem anderen Pilot. „Ja hätte ich ihn in der Luft auftanken sollen?“, fragte dieser ironisch. Das der Tank des Ersatzhelikopters halb leer war, wäre kein Problem gewesen, hätte Heidi nicht vergessen Kerosin zu bestellen. Ebelsieder war außer sich. „Wie bitte? Was heißt sie haben vergessen Kerosin zu bestellen? Gnädige Frau, ist ihnen klar, dass sie damit unseren Dienstbetrieb lahm gelegt haben?“, schnauzte er Heidi an, die schon fast zu weinen anfing. „Ich hab ohnehin gleich von zu Hause die Treibstofffirma angerufen.“, meint sie. „Ja, die bekanntlich 4 Stunden braucht um zu liefern, mein Gott, Kinder, seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen?“ „Na, Herr Ebelsieder, für einen Einsatz reicht der Sprit ja allemal und bis dahin ist der Tankwagen ja da.“, meinte Thomas, der gerade den Aufenthaltsraum betrat. „Das kann ich nicht riskieren, Herr Wächter, das wissen sie so gut wie ich. Ich muss die Zentrale anrufen.“, meinte Ebelsieder und ging in sein Büro. Er hob den Hörer ab und wollte sich hinsetzen, als er etwas Hartes unter sich spürte. Sofort sprang er auf und entdeckte Hundeknochen von Gonzo auf seinem Stuhl liegen. Er legte den Hörer wieder auf und ging aus seinem Büro, wo ihm Michael, Peter und Thomas entgegen kamen. „Ach und noch eins Frau Oberhuber, achten sie in Zukunft bitte darauf, dass die Tür zu meinem Büro geschlossen ist. Sie haben mich verstanden?“, rief er Heidi zu. Sie nickte nur leicht. „Mahlzeit.“, meinte Michael, als er Ebelsieders mit dem Knochen in der Hand sah. „Mir ist klar, dass der Kollege Staller für den Diensthund verantwortlich ist, aber ich bitte auch sie, dass solche Sachen künftig für den Hund nicht mehr mitgebracht werden, jedenfalls nicht in mein Büro.“, wandte Ebelsieder an Michael, Thomas und Peter. „Sind sie sicher, dass das nicht der Rest ihres Frühstücks ist?“, scherzte Michael. „Ich kann ihren Sinn für Humor heute nicht ganz teilen, Herr Dr. Lüdwitz, trotzdem Mahlzeit.“, sagte Ebelsieder und verschwand wieder in seinem Büro, während das A Team in den Aufenthaltraum ging. „Ebelsieder macht heute wirklich aus allem eine Staatsaffäre. Mit dem Sprit, den wir haben, können wir noch locker einen Einsatz fliegen“, stellte Thomas fest. „Wir hätten auch ohne Probleme den Rest aus Biggis Tank in den Ersatzheli umpumpen können.“, setze Michael hinzu. „Na klar, aber Ebelsieder muss natürlich den Big Boss anrufen, damit Heidi noch nen Anschiss bekommt. Biggi müsste doch eigentlich schon da sein, mal sehen, wo die rumkrebsen.“, sagte Thomas und ging zum Funkgerät, um Medicopter 117 zu rufen. „Hallo ihr Flieger, wo seid ihr denn eigentlich?“, fragte er. „Auf dem Weg nach Hause, wir sind in 20 Minuten da.“, antwortete Biggi fröhlich. „Irgendwelche Hindernisse eingezeichnet?“, wandte sie sich dann an Ralf, der die Karte hatte. „Nichts, alles frei.“, sagte er kopfschüttelnd. Dann sah er nach vorne und schrie: „Ein Seil in 12 Uhr!!!“ Biggi zog im Reflex den Steuerknüppel an sich und riss den Heli hoch. „Quickstopp!“, schrie Thomas, der alles über Funk mitbekommen hatte, panisch. Biggi machte einen Quickstopp, bei dem der Helikopter im vollen Flug plötzlich nach hinten gerissen wird. Der Heckrotor touchierte mit dem gespannten Drahtseil, das zu einer illegal errichteten Materialseilbahn gehörte und durchschlug es. Die
Materialseilbahn stürzte ins Tal und der Heckrotor des Medicopters wurde zerfetzt. Der Medicopter drehte sich in rasender Geschwindigkeit um die eigene Achse und Biggi verlor die Kontrolle. „Der Heckrotor ist im Arsch, ich muss runter.“, schrie sie „Ich kann ihn nicht stabilisieren, es geht nicht.“ „Doch, du kannst es.“, schrie Thomas und umklammerte nervös das Funkgerät. Inzwischen waren auch Michael und Peter ans Funkgerät gekommen und hörten alles mit. „Da vorne könnte es gehen, es scheint flach genug.“, rief Biggi, die ein Schneebrett entdeckt hatte. „Komm schon, ein paar Meter noch. Festhalten!!!“, war das letzte, was Thomas von Biggi hörte. Sie setzte den Heli hart auf dem Schneebrett auf, doch es gab unter dem Druck des Helikopters nach, er trudelte auf den Abgrund zu und kippte von der Kante des Schneebretts. Der sich überschlagende Medicopter stürzte in einen Felsenkrater und prallte hart auf. Der Funkkontakt war abgebrochen. Thomas lief mit Tränen in den Augen aus dem Aufenthaltsraum.
Gonzo sprang aus dem Wrack des Medicopters und lief zu Ralf, der bei dem Absturz aus dem Helikopter geschleudert worden war, doch er rührte sich nicht und so ging Gonzo zu Gabi, die bewusstlos im Heli lag. Sie erwachte auf und es dauerte einen Augenblick, bis sie sich an den Absturz erinnerte. Dann sah sie Ralf etwas höher auf einem abgebrochenen Wrackteil liegen. Sie achtete nicht auf ihre eigenen Schmerzen und die blutende Platzwunde an ihrer Stirn, sondern arbeitete sich den eisigen Hang zu ihm hoch und fasste nach seiner Hand. Sie war kalt und für einen Augenblick fuhr ihr ein tödlicher Schreck durch die Glieder. „Ralf. Ralf, sag doch was. Sag doch was. Nein, bitte sag doch was.“, rief Gabi verzweifelt, doch Ralf rührte sich nicht. Irgendwann fiel sie weinend zu Boden. Als sie plötzlich von hinten gepackt wurde und ganz leise ein „Gabriele“ kam. Ralf und Gabriele fielen sich um den Hals. Ralf versuchte Gabriele, die immer noch weinte zu beruhigen. „Ist gut, ist gut, ich bin ok, was ist mit Biggi?“, fragte Ralf. Gabi sah ihn entsetzt an. „Biggi, oh mein Gott.“
Auf der Basis hatten sich alle in Ebelsieders Büro versammelt und schrieen wild auf ihn ein, weil er ihnen keine Flugerlaubnis geben wollte. „Aber wir müssen etwas tun!!!“, schrie Thomas. Ebelsieder wurde das zu viel. Er stand auf und alle wurden leise. „Wir haben keine Koordinaten der möglichen Absturzstelle. Vielleicht war es ja eine Notlandung und Biggi hat sich inzwischen bei der Rettungsleitstelle gemeldet.“, rief Ebelsieder. „Mein Gott. Die haben einen Quickstopp gemacht, das ist wie eine Vollbremsung bei 180 auf Glatteis!“, schrie Thomas ihn an. „Ja das weiß ich auch.“, meinte Ebelsieder und griff nach seinem Telefon. „Rettungsleitstelle, hier Stützpunktleitung Ebelsieder. Wir haben über Funk eine Notlandung von Medicopter 117 mitbekommen, Uhrzeit war 10.25.“
Ralf und Gabi rutschten den Hang wieder runter zum Medicopter Wrack. Sie fanden Biggi bewusstlos auf dem Pilotensitz vor. Ihr Bein war unter dem Helikopter eingeklemmt. „Biggi, hörst du mich?“, rief Gabi. Sie leuchtete Biggi mit einer kleinen Taschenlampe in die Augen. Biggi kam langsam wieder zu sich. Sie versucht etwas zu sagen, aber sie schaffte es nicht. Aus ihrem Mund lief etwas Blut. „Ok, sag nichts, streng dich nicht an.“, beruhigte Gabi sie. „Das Blut kommt von der Zunge, sie hat sich auf die Zunge gebissen.“, stellte sie dann fest. „Süße, du musst jetzt aufwachen, hörst du?“, sagte Gabi zu Biggi. „Wir müssen was gegen den Schock tun, kommst du an dein Set ran?“, rief sie dann Ralf zu. „Der Rucksack ist aufgeplatzt.“, stellte er fest. „Dann sieh nach, ob noch ein Infusionsbeutel übrig geblieben ist.“, wies Gabi ihn an. „Sofort.“, Ralf sah sich um und fand noch einen Infusionsbeutel. „Biggi, wach auf Süße, du musst uns jetzt helfen. Schlaf nicht wieder ein. Du hörst mich doch ja? Hey?“, sagte Gabi zu Biggi, die langsam wieder bewusstlos wurde. „Es ist noch ein Beutel da!“, rief Ralf. „Gut, das reicht fürs erste. Steck ihn dir unter den Arm und wärme ihn an.“ „Hey, du hörst mich doch, Biggi, ja so ist gut, bleib hier, schön Süße.“, sagte Gabi zu Biggi. Sie wurde jetzt wieder wach. „Gabi…wir sind abgestürzt?“, fragte Biggi langsam. Sie war noch gar nicht ganz wach. „Ja, wir sind abgestürzt. Ralf und ich sind ok, aber du hast dir das Bein gebrochen.“, sagte Gabi und schaute besorgt zu Biggis Bein. Ihr Unterschenkel steckte zwischen einem Felsen und dem Heli. „Bein gebrochen?“, fragte Biggi irritiert, „Es tut nicht weh. Bin so müde.“ Sie schloss die Augen wieder. „Nein, schlaf jetzt nicht wieder ein. Das geht jetzt nicht. Schlafen gilt jetzt nicht.“ „Der Beutel ist jetzt warm genug.“, meinte Ralf und wollte ihn Gabi geben. „Warte noch einen Moment. Gabi schob den Ärmel von Biggis Jacke hoch. „Nadel! Ok, jetzt.“ „Ok“, Ralf gab ihr den Beutel. Biggi zuckte zusammen und wimmerte leise, als Gabi ihr die Infusionsnadel in den Arm schob. Gonzo leckte Biggis Hand ab. „Gut so Gonzo, halt sie wach.“, lobte Gabi den Hund.
Die Rettungsleitstelle informierte inzwischen die Bergwacht. „Bergrettung, hier Rettungsleitstelle Medicopter. Absturz oder Notlandung von Medicopter 117 im Gebiet 47 25 02 , 11 07 45. Notrufsender vermutlich außer Funktion. Starten sie bitte Suchaktion.“, wies der Mitarbeiter der Rettungsleitstelle die Bergwacht an.
Ralf suchte nach dem Funkgerät, während sich Gabi weiter um Biggi kümmerte. „Es ist sinnlos, das Funkgerät und der Notrufsender sind hinüber. Die Walkie-Talkies haben nicht genug Reichweite.“, sagte Ralf nach kurzer Zeit. „Die Aludecke, Ralf“, rief Gabi. „Ok“, Ralf brachte ihr die Aludecke, die im hinteren Teil des Helis lag. „Gut, Süße, jetzt wird dir gleich schön warm werden.“, sagte Gabi zu Biggi. „Was ist mit meinem Bein?“, fragte Biggi, die mit bekommen hatte, dass irgendetwas nicht stimmte. „Es ist eingeklemmt und es sieht auch nicht gut aus. Aber wir kriegen dich hier raus, versprochen.“, versprach Gabi ihr. „Hm“, sagte Biggi nur. „Gabi, hilfst du mir mal.“, rief Ralf plötzlich. Er versuchte das Wrack anzuheben, so dass sie Biggis Bein heraus ziehen könnten. „Wenn du hier oben drückst, dann könnten wir es vielleicht schaffen.“, meinte Ralf. „Auf Drei. Eins, Zwei Drei…“ Er versuchte den Heli von unten anzuheben und Gabi drückte oben. Doch der Helikopter bewegte sich keinen Millimeter. „Vergiss es!“, rief Ralf. Dann fiel sein Blick auf eine riesige Schneewand, die über das kleine Tal ragte. „Wenn das runterkommt, sind wir erledigt.“, flüsterte er zu Gabi. Auch sie sah erschrocken die Schneewand, die jeden Moment herunter kommen konnte und das Medicopter Wrack dann unter sich begraben würde.
Ebelsieder hatte dem A Team verboten mit dem Ersatzheli zu starten, da der Tank schon über halb leer war. Er meinte, dass die Bergrettung die anderen schon finden würde. Ebelsieder war in seinem Büro und Thomas ging raus zu Max, der beim Helikopter stand. „Mit dem Sprit kann ich 1,5 Stunden in der Luft bleiben, Max, das weißt du genauso gut wie ich.“, meinte Thomas. „Die haben Sturm angesagt. Da musst du mit Gegenwind rechnen. Ja und bevor du alle Täler abgegrast hast, hm?“, fragte Max bedenklich, „Jetzt fliegst du wenigstens vorher am Flughafen vorbei, erzählst denen irgendeine Geschichte von einem Notafall und tankst auf.“, schlug er Thomas vor. „Eh die Bürokraten das kapiert haben, verliere ich eine Stunde.“, sagte Thomas du sah Max flehend an. „Ok, nimm das Baby.“, gab sich dieser schließlich geschlagen. In dem Moment trat Ebelsieder hinter die beiden und meinte: „Hier nimmt niemand ein Baby.“ „Aber wir müssen sie suchen, verdammt das sind wir ihnen schuldig.“, rief Thomas. Er machte sich riesige Sorgen, besonders um Biggi. „Die Suche übernimmt die Bergrettung.“ Thomas sah ihn böse an. „Mein Gott, ich kann sie nicht starten lassen, so schwer es mir auch fällt. Denken sie mir ist das egal?“, rief Ebelsieder. Michael und Peter waren dazu gekommen. „Wenn du fliegst, Thomas, dann komme ich mit.“, meinte Michael. „Ich auch.“, sagte Peter entschlossen. Ebelsieder sah in Thomas trauriges Gesicht und in die entschlossenen Mienen von Michael und Peter und wusste, dass er geschlagen war. „Also gut, ich gehe jetzt in mein Büro und ich habe nichts gesehen und nichts gehört. Aber in einer Stunde sind sie wieder zurück, Wächter, und wenn nicht, dann fliegen sie für den Rest ihres Lebens Konserven aus Hongkong aus, das garantiere ich ihnen. Ebelsieder verschwand und Thomas, Michael und Peter liefen sofort zum Heli und starteten
„Die Kufe, wir könnten die Kufe als Hebel benutzen.“, schlug Ralf vor. „Lass es uns versuchen. Du hast gehört, was Ralf gesagt hat? Ich werde ihm dabei helfen und du tust mir den Gefallen und schläfst nicht wieder ein ok? Ja? Gonzo wird dich wach halten.“, sagte Gabi zu Biggi, und dann „Komm Gonzo.“, zu Gonzo. Gabi und Ralf versuchten die abgebrochene Kufe unter dem Heli hervorzuziehen. „Los, noch mal.“, rief Gabi. „Ok, ok.“, Ralf hatte es geschafft sie raus zu ziehen. „Und du meinst es geht?“, fragte Gabi. „Einen Versuch ist es wert.“, antwortete Ralf und trug die Kufe an die Seite des Helis, wo Biggis Bein eingeklemmt war. Sie versuchten zwei Mal den Helikopter mit der Kufe anzuheben, doch es funktionierte nicht. „Es hat keinen Sinn.“, meinte Ralf. Dann sah er auf den Lawinenhang, von dem immer größere Brocken herab fielen und den Helikopter bombardierten. „Das hält nicht mehr lange“, vermutete er. Gabi ging zurück zu Biggi. Sie war wieder eingeschlafen, doch als Gabi kam, schreckte sie auf. „Entschuldige bitte, ich war schon wieder so müde.“, sagte Biggi leise. „Du musst dich doch nicht entschuldigen, Biggi. Übrigens, das mit dem Hebel klappt nicht. Dieses Mistding bewegt sich keinen Millimeter.“, erklärte Gabi ihr. „Verdammt“, murmelte Biggi. „Die Lawine da oben, die kann jeden Moment runter kommen. Direkt an der wand wären wir in Sicherheit, der tote Winkel ist groß genug. Aber wir müssen dich hier unbedingt irgendwie raus bringen.“, sagte Gabi. „Aber wie?“, fragte Biggi verzweifelt. Sie sahen sich ziemlich lange an und keiner sagte etwas. Dann winkte Ralf Gabriele zu sich. „Ich bin gleich wieder bei dir.“, sagt sie zu Biggi. Diese nickte leicht. Ralf und Gabi gingen hinter den Helikopter, so dass Biggi sie nicht hören konnte. „Die Lawine wird herunter kommen bevor ein Rettungstrupp hier ist Wir riskieren, dass Biggi….“, sagte Ralf. „Ich weiß es doch Ralf, ich hasse diesen Scheiß Berufe, wenn ich jemals gewusst hätte, dass ich Biggi…“, schluchzte Gabi. Ralf nahm sie in den Arm. „Es ist gut, es ist gut. Du weißt schon was richtig ist.“, er sah sie an, „Ich liebe dich.“. Gabi ging zurück zu Biggi. Sie hatte doch alles mitgehört. „Ihr seid ja vollkommen wahnsinnig, ihr wollt mir mein Bein abschneiden. Ja? Vergiss es, da verreck ich lieber hier oben, als dass ich ein Leben lang auf Krücken durchs Leben latschen muss. Nein…Ich werde nie wieder fliegen können und überhaupt. Wer nimmt denn schon eine Einbeinige, hm? Lasst mich alleine, hau ab!“, schluchzte Biggi. „Du weißt, dass das nicht in frage kommt.“, sagte Gabi. „Willst du mich erpressen oder was?“, fragte Biggi unter Tränen. „Ich will dich überzeugen. Du hast einen offenen Unterschenkelbruch, Biggi. Dein Bein hängt im Grunde nur noch an Gefäßen, Muskeln und Sehn. Mit glatten Schnitten kann ich das gut versorgen.“, meinte Gabi. „Du bist doch keine Gefäßchirurgin.“, schluchzte Biggi. „Unter den gegebenen Umständen hier, bleibt dein Bein ungefähr 8 bis 10 Stunden erhalten. Die Kälte konserviert es. Bis dahin ist längst ein Rettungsteam hier und in der Klinik nähen die dir dein Bein wieder an. Bei dem heutigen Stand der Gefäßchirurgie ist das gar kein Problem. Verstehst du? Du wirst wieder laufen können, ich verspreche es dir.“, versuchte Gabi sie zu überzeugen. „Und fliegen?“, fragte Biggi schluchzend. Plötzlich war ein lautes Geräusch zu hören. „Hört ihr das nicht?“, fragte Ralf, „Das ist ein Helikopter…die Leuchtpistole!“. Ralf lief in den Heli, wo die Leuchtpistole lag. Er wollte einen Schuss abfeuern, aber die Pistole war bei dem Absturz beschädigt worden und funktionierte nicht mehr. „Scheiße“, fluchte er und das Helikoptergeräusch wurde immer leiser. „Biggi, du musst ja sagen, das ist unsere einzige Chance.“, bat Gabriele. „Und wenn die Lawine vorher runter kommt, bevor die mein Bein holen? Verdammt noch mal, haut endlich ab. Was hab ich denn davon, wenn ihr hier mit mir verreckt? Ich bin doch eh im Arsch, ob mit oder ohne Bein. Jetzt haut doch endlich ab.“, schrie Biggi unter Tränen. „Biggi, wir werden nicht ohne dich gehen.“, sagte Gabi entschlossen. „Ok, dann mach’s halt.“, schrie Biggi, ihr war inzwischen fast alles egal. „Das Anästhesiegerät, Ralf.“, rief Gabi. „Ich kann es nirgendwo finden, es muss beim Absturz irgendwie verloren gegangen sein.“, sagte Ralf. „Moment mal, soll das etwa heißen, du willst mir mein Bein bei vollem Bewusstsein abnehmen?“, fragte Biggi entsetzt. Gabi sah sie an. Es war die einzige Chance. Ralf und Gabi desinfizierten Biggis Bein. Biggi beobachtete es skeptisch. „Wie viele Klammern haben wir noch?“, fragte Gabi. „Ungefähr 12.“, meinte Ralf. „Gut, dann gib mir jetzt den Schnee.“, sagte Gabi. Ralf überreichte ihr einen Helm mit Schnee. „Das wird etwas betäuben.“, sagte Gabi zu Biggi. „Wird es sehr wehtun?“, fragte sie. „Ja Biggi, es wird sehr weh tun, aber du wirst es aushalten.“. Gabi sah Ralf an. Er machte seinen Gürtel ab und gab ihn Biggi. „Beiß darauf, das wird dir helfen.“, meinte Gabi. „Skalpell.“, forderte sie dann von Ralf. Ralf überreichte ihr den Skalpell. „Bist du bereit?“, fragte Gabi Biggi. Biggi nickte. Sie biss schmerzverzerrt auf den Ledergürtel. Tränen liefen ihr über die bleichen Wangen.
Thomas, Peter und Michael hatten das besagte Gebiet fast erreicht. „Biggis letzter Einsatz war 48.36 Nord zu 12.13 Ost. Der Retlingskogel. Sie muss dann irgendwo beim Rottann oder bei der Diebelsteinshütte übers Vorgebirge drüber sein.“, meinte Peter, der die Karte studierte. Thomas flog die Strecke, die Petr ihm gesagt hatte. „Es gibt von hier ein Dutzend Möglichkeiten wie man wieder auf die Autobahn rüber kommt.“, meinte Peter dann, als sie das Vorgebirge erreicht hatten. „Wir werden sie alle abklappern müssen, fangen wir mit der ersten an.“, sagte Thomas entschlossen. „Wie lange haben wir noch Sprit?“, fragte Michael. „Für ne dreiviertel Stunde, dann ist Ende.“ Thomas flog durch das erste Tal. Alle starrten wie gebannt nach unten, doch es war nirgendwo etwas zu entdecken. „Fehlanzeige.“, meinte er. „Gut, nächste Möglichkeit wäre dann die Ansbacherklamm.“, meinte Petr nach einem Blick auf die Karte. „Wetter hin, Wetter her, ich wäre von hier aus den kürzesten Weg zum Stützpunkt geflogen. Ich bin mir sicher, Biggi hätte sich genau so entschieden.“, sagte Thomas und steuerte den Heli auf die kürzeste Strecke zu. „Dann man los, Thomas.“, meinte Michael.
Als Gabriele und Ralf endlich fertig waren, verbanden sie Biggis Bein. Dann trugen sie sie vorsichtig aus dem Helikopter, legten sie auf die Trage und brachten sie hinter den Helikopter, so dass sie im toten Winkel waren. „Man das war verdammt knapp.“, meinte Ralf, denn die Klumpen, die sich von dem Schneehang lösten, wurden immer größer. „Hey, Biggi, du darfst jetzt nicht einschlafen hörst du?“, sagte Gabi, denn Biggi wollte schon wieder die Augen schließen. „Warum darf ich denn nicht schlafen?“, fragte Biggi leise. „Weil du sonst erfrieren könntest, komm, sprich mit mir.“ Biggi sagte nichts, sie konnte sich kaum wach halten, so müde war sie. „Na, gut, dann erzähle ich dir jetzt was.“, meinte Gabi, „Ralf wird sich jetzt zum Abstieg bereit machen, er wird versuchen Hilfe zu holen. Es wird ein paar Stunden dauern, aber wir schaffen das, wir schaffen das!“ Biggi nickte nur leicht: „Hm“ „Hey, nicht einschlafen, das war nicht ausgemacht Biggi, pennen gilt jetzt nicht. Hab ich dir übrigens schon erzählt, dass sich meine Mutter neulich Inline Skates gekauft hat?“, fragte Gabi. „Ich marschier dann los.“, unterbrach Ralf sie. „Ich bin wach, ich bin wach.“, versicherte Biggi, die kurz die Augen geschlossen hatte Gabi. „Pass auf dich auf Ralf.“, meinte Gabi noch, dann ging er los. Gabi versuchte die ganze Zeit Biggi so gut es ging wach zu halten. „Gabi…“, meinte Biggi plötzlich, „Wenn ich es nicht schaffe, sag Thomas…dass ich ihn liebe...“, dann schloss sie die Augen. „Hey Biggi, aufwachen.“ Biggi öffnete die Augen wieder. „Das wirst du ihm schön selber sagen.“, meinte Gabi zuversichtlich, „Du wist nicht sterben, wir schaffen das.“ „Hm“, meinte Biggi bloß.
Das A Team hatte die Absturzstelle fast erreicht. „Da vorne auf 4 Uhr!“, rief Peter, der ein Seil im Schnee entdeckt hatte, plötzlich. „Das war es 100%ig.“, rief Thomas. „Das Seil könnte schon länger hier so hängen.“, vermutete Michael. „Nein, siehst du da den Strich im Schnee?“, fragte Thomas ihn. „Ja“ „Da ist das Seil mit solcher Wucht reingeknallt, dass es trotz des Winds noch nicht zugeweht ist. Das ist höchstens 2 Stunden her.“
„Du kapierst es einfach nicht, wenn ich dir sage, dass ich lieber tot sein will, als nicht mehr fliegen.“, schluchzte Biggi. „Du wirst wieder fliegen, Biggi.“, versicherte Gabi ihr. „Ja, mit ner Holzprothese in der Ekonomie nach Mallorca, super.“, rief Biggi. „Ralf ist ein guter Bergsteiger, in 2,3 Stunden wird er unten sein.“, meinte Gabi zuversichtlich. In dem Augenblick war das Geräusch eines Helikopters zu hören. „Hey hörst du das?“, fragte Gabi erleichtert. „Das ist eine BK Hundertsiebzehn.“, sagte Biggi glücklich. Sie und Gabi fielen sich in die Arme
„Da vorne ist Staller“, rief Peter, der Ralf, der bereits aus der Schlucht heraus geklettert war, gesehen hatte. Ralf ruderte mit den Armen und nahm dann sein Walkie aus seiner Jackentasche und erklärte den andern die Situation: „Biggi ist schwer verletzt.“, Thomas lief ein Schauer den Rücken herunter, „Sie und Gabriele sind gleich hinter der nächsten Kuppel. Aber ihr müsst vorsichtig sein, wenn ihr da hoch fliegt, es hängt eine Lawine über dem Helikopterwrack, die ihr auf keinen Fall auslösen dürft, sonst ist Biggis Bein weg. Ich geh wieder zurück. Ende.“, sagte Ralf. „Biggis Bein weg? Was meint er damit?“, fragte Thomas entsetzt. „Keine Ahnung“, meinte Michael. Thomas steuerte den Medicopter in die Richtung, die Ralf ihm gezeigt hatte. „Da vorne ist der Lawinenhang, wir müssen von Osten anfliegen.“, sagte Thomas. Peter schon seinen Sitz zu Michael nach hinten und legte sich sein Gurtzeug ab, dann ließ Michael ihn genau über dem Wrack herunter. Als er unten angekommen war, lief Peter sofort auf Gabi und Biggi zu. „Wir mussten Biggis Bein amputieren, es ist noch im Wrack eingeklemmt Thomas muss versuchen die Kanzel anzuheben.“, erklärte Gabi ihm. „Ok, du gehst mit Biggi hoch, Ralf und ich, wir machen das.“, versicherte Peter ihr, während sie Biggi an die Winde hingen. „Ich schick dir jetzt Biggi mit Gabriele hoch. Biggis Bein ist amputiert, aber noch unterm Wrack eingeklemmt. Thomas wir müssen die Kanzel anheben.“, erklärte er dann Thomas. „Sind die wahnsinnig? Die haben Biggi das Bein abgeschnitten.“, meinte Thomas geschockt. „Biggi ist jetzt dran, hoch mit ihr.“, rief Peter von unten. Michael zog Biggi und Gabi hoch. Als sie Biggi in den Helikopter hoben, drehte sich Thomas um und er und Biggi sahen sich einen Augenblick lang in die Augen. Dieser Blick bedeutete für beide mehr als 1000 Worte. Biggi wurde auf die Trage gelegt. Sie zog Gabi zu sich runter und sprach in Gabis Mikro: „Lass das Bein unten, es ist zu riskant.“ „Keine Sorge, Thomas riskiert nicht zu viel.“, meinte Gabi. Thomas lies das Seil wieder ab. Ralf nahm es und kletterte auf das Wrack, wo er es am Stumpf des Rotors befestigte. Thomas zog den Medicopter hoch, wohl wissend, dass er den Helikopter dabei aufs Spiel setzte. Eine Windböe oder eine abgehende Lawine könnte sie in die Tiefe reißen. Aber er wollte Biggis Bein auf keinen Fall zurück lassen. Er ignorierte das Blinken der Tankanzeige und der Seilwinde, denn die Höchstelast war weit überschritten. Ein kurzes Winken von unten zeigte ihm, dass Ralf und Peter das Bein geborgen hatten. Peter sprang auf das Wrack und löste das Seil wieder. In dem Moment löste sich die Lawine. Schnell holte Ralf Gonzo und hängte sich, Peter, Biggis Bein und Gonzo in die Winde ein. Thomas zog den Helikopter in die Höhe und unter ihnen begruben Tonnen von Schnee das Wrack des Medicopters 117 tief unter sich. Mit Höchstgeschwindigkeit und dem letzten Tropfen Kerosin flog Thomas zur nächsten Klinik, wo sie bereits von einem Ärzteteam erwartet wurden.
„Wir können sofort anfangen.“, meinte einer der Ärzte. „Das Bein ist vor genau 1,5 Stunden amputiert worden.“, informierte Gabi ihn. „In ein paar Stunden ist dein Bein wieder dran.“, versprach Michael Biggi, doch sie konnte ihn nicht hören, weil sie schon in Narkose war. Sie brachten Biggi sofort in den OP und das bangende Warten begann. Ralf, Gabi, Peter und Michael saßen an einem kleinen Tisch während Thomas die ganze Zeit nervös den Gang auf und ab ging. „Sag mir die Wahrheit, Michael, wird es klappen?“, fragte er besorgt. „Das kann niemand 100%ig sagen. Sicher wird sie wieder gehen können, aber ob sie im Bein noch etwas fühlen wird, das muss man sehen.“, erklärte Michael ihm. Thomas nickte. Er betete, dass alles gut gehen würde. Nach einiger Zeit kam endlich ein Arzt und Biggi wurde aus dem OP geschoben. „Moment.“, sagte er zu den beiden Schwestern, die Biggis Bett schoben und ging auf das Team zu. „Mein Kompliment, Frau Kollegin. Die Versorgung war perfekt. Der Bruch ist versorgt, die Hauptgefäße sind durchblutet.“ Alle fielen sich überglücklich um den Hals. Thomas nahm Peter hoch und wirbelte ihn herum. Ralf und Gabi küssten sich vor versammelter Mannschaft, obwohl sie vorher ihre Beziehung geheim gehalten hatten. Der Arzt räusperte sich und meinte dann noch: „Was die Nerven betrifft wissen sie ja selbst, da wird man abwarten müssen, aber ich bin optimistisch.
In dem Augenblick kamen Max, Heidi und Ebelsieder mit einem Blumenstrauß in der Hand angelaufen. „Und?“, fragte Ebelsieder Thomas und sah ihn an. Thomas sagte nichts, er lachte nur und Ebelsieder wusste, dass alles gut ausgegangen war. Er und Thomas fielen sich vor Freude um den Hals, dann gingen sie alle zu Biggi.
Alle hatten sich um ihr Bett versammelt und Biggi kam langsam wieder zu sich. „So hell, der Schnee…“, murmelte sie. „Das ist nicht der Schnee, Biggi. Das ist die Zimmerdecke.“, sagte Gabi. Biggi öffnet nun die Augen ganz und sah in die Gesichter des ganzen Teams. Alle strahlten. „Das Bein ist wieder dran?“, fragte sie. „Es ist wieder dran und sogar schon wieder durchblutet. Sie werden’s noch mal operieren, aber es sieht sehr gut aus für dich.“, sagte Gabi. „Werde ich wieder fliegen können?“, fragte Biggi. „Ich denke schon.“, meinte Gabi. „Und wie du wieder fliegen wirst, fast so gut wie ich.“, sagte Thomas. Biggi lächelte zufrieden. „Ich glaube, wir sollten Biggi jetzt alleine lassen.“, meinte Michael. Er, Ebelsieder, Max., Heidi und Petr gingen vor. „Verschwinde endlich.“, meinte Biggi lächelnd zu Gabi. „Wir sehen uns dann später.“, sagte Gabi. Als sie sich gerade umdrehen wollte, hielt Biggi sie am Ärmel fest. Thomas drehte sich noch einmal um und warf Biggi einen sehnsüchtigen Blick zu. Dann schob Ralf ihn langsam aus der Tür. Gabriele setzte sich auf die Bettkante. „Du und Ralf?“, fragte Biggi, „Seit wann?“ „Schon ein paar Monate.“, sagte Gabi. „Du hast deiner alten Freundin gar nichts gesagt.“ „Ich dachte, es sei besser so, bei unserem Job.“ „Du hast wahrscheinlich Recht.“ Biggi sah Gabi an. „Bist du glücklich?“ „Ja, sehr.“, sagte Gabi. Biggi drehte sich mit einem zufriedenen Lächeln um und Gabi ging.
Als sie an der Tür war, kam Thomas auf sie zu. „Kann ich noch mal ganz kurz zu ihr?“, fragte er und sah Gabi bittend an. „Na, geh schon.“, meinte sie lächelnd und setzte sich zu den anderen, die auf dem Flur warteten.
Thomas ging langsam zu Biggi und setzte sich auf die Bettkante. „Ich hab ganz schön Angst um dich gehabt.“, sagte er. Er nahm Biggis Hand und sah ihr in die Augen. Sie lächelte. Langsam zog sie ihn zu sich runter und sie küssten sich zärtlich.