ahnungen

 

Ahnungen   ( Autor: Mrs X)

 

„Mama, Mama, ich will auch mal fliegen.“ Eddie rannte auf den roten Hubschrauber zu, aus dem seine Mutter nun ausstieg und ihn in die Arme nahm. „Das geht aber nicht.“ Biggi hob ihren Sohn hoch und ging zusammen mit Gabriele und Ralf in den Hangar. „Wann kommt er denn zur Schule?“ fragte Gabi, sie war die Patentante des Kleinen, „Übermorgen, er ist schon ganz aufgeregt, schließlich ist man schon fast Erwachsen, wenn man zur Schule geht.“ Gabi lächelte und schaute ihrem Patenkind hinterher, dann fiel ihr Blick zu Ralf, sie wünschten sich auch schon lange ein Kind, sie waren bereits sechs Jahre verheiratet aber irgendwie klappte es bei ihnen nicht.

Biggi sass mit ihrem Sohn im Aufenthaltsraum und spielte „Mensch-Ärger-Dich-Nicht“ als der Kleine plötzlich sagte, „ich habe heute Nacht geträumt.“ „So was denn?“ Eddie schaute seine Mutter an, um festzustellen ob sie ihm auch wirklich zuhörte, „ich habe geträumt dass du dich mit Papa streitest weil er ein Kind haben will, aber ihr habt doch mich?“ Biggi schaute ihn überrascht an, sie hatte sich in der letzten Nacht nicht mit Simon gestritten, aber es stimmte, dass er sich ein Kind wünschte, ein eigenes. Hatte Eddie das irgendwo aufgeschnappt? Aber Simon und sie redeten nie darüber dass er nicht sein Vater war, und außer ihnen wusste es keiner. „Das hast du wirklich nur geträumt.“ Versuchte sie ihn ruhig zu stellen, doch Eddie kannte seine Mutter gut und nun musterte er sie wieder, er wusste das sie nicht ganz die Wahrheit sagte, aber er wusste auch nicht genau was es bedeuten könnte, dass sich sein Vater ein eigenes Kind wünschte. Sie begannen zu spielen, Biggi konnte sich nicht mehr auf das Spiel konzentrieren, wie kam er nur auf so etwas? Oder war es einfach nur eine Ahnung? Vielleicht spürte er ja, das Simon nicht sein Vater war, doch wusste er dann auch wer es wirklich war? Wenn ja war er seinem echten Vater um einiges Überlegen, Thomas nämlich war nie auf die Idee gekommen, das Eddie von ihm kam. Er konnte sich zwar noch gut an den One-Night-Stand erinnern, den er und Biggi vor knapp sieben Jahren hier auf der Basis gehabt hatten, aber auf die Idee, dass er der Vater von Eddie war, kam er nicht, schließlich war Biggi verheiratet. Biggi wusste es, und Simon wusste es auch, sie hatte ihm damals bei Eddies Geburt alles gestanden und er hatte einen Vaterschaftstest verlangt, bei dem rausgekommen war, das er nicht der Vater war. Sie hatte gedacht das Simon sie verlassen würde, doch das tat er nicht, er liebte sie viel zu sehr und er hatte es geschafft ihr Kind auch so zu lieben wie sein eigenes. Insgeheim wünschte er sich ein eigenes Kind, er sprach es zwar nie offen aus, er redete oft mit ihr darüber, dass sie ja noch ein zweites Kind haben könnten. „Du passt ja gar nicht richtig auf.“ Sagte Eddie plötzlich, „Entschuldigung Schatz, vielleicht spielt Gabi ja mit dir? Ich muss noch ein paar Berichte ausfüllen.“ Gabi spielte gerne mit Simon und setzte sich zu ihm, während die Beiden spielten schaute Eddie immer wieder zu seiner Mutter herüber, er merkte, das sie überhaupt nicht Arbeiten musste, sondern bedrückt war, ob es wohl an seinem Traum lag? Doch es erschien ihm jetzt als zu Kompliziert darüber nachzudenken. 

Am Abend klingelte es gegen Acht bei Biggi Zuhause, Simon öffnete Gabriele, sie sollte heute Abend auf Eddie aufpassen, weil er und Biggi zusammen Essen gehen wollten, Biggi hatte ihn im Büro angerufen, das sie unbedingt mit ihm reden müsste er hatte schon versucht etwas aus ihr rauszubringen, doch scheinbar wollte sie es ihm wirklich erst im Restaurant sagen. Insgeheim hoffte er, das sie vielleicht Schwanger war und deswegen mit ihm reden wollte, doch sein Gefühl verriet ihm, dass es sich um etwas anderes, ernsteres handeln musste. Eddie freute sich schon, das seine Patentante auf ihn aufpasste, manchmal passte auch ein Patenonkel auf ihn auf, Michael, doch bei ihm musste er immer viel früher ins Bett. Kaum waren seine Eltern weg machte Gabriele ihm Popcorn, sie hatte ihm auf dem Arm während er dem knallenden Popcorn in der Microwelle zuschaute. „Weißt du wer mein Vater ist?“ fragte er während er gebannt auf das Popcorn schaute, Gabriele guckte ihn verdutzt an, „Simon natürlich.“ Eddie riss seinen Blick von der Microwelle los, „sicher?“ „Natürlich.“ Gabriele lies ihn runter und hockte sich zu ihm, „wie kommst du denn darauf dass es jemand anderes sein könnte?“ „Ich hab es geträumt.“ Gabriele schüttelte mit dem Kopf, die Mikrowelle klingelte und sie stand auf um das Popcorn rauszuholen.

Biggi unterbreitete Simon allerdings alles, was an dem Tag passiert war, doch dieser tat das alles nur als Blödsinn ab, „er wird es vielleicht wirklich irgendwo aufgeschnappt haben, vielleicht hat jemand von deinen Kollegen laut darüber nachgedacht, dass ich auch nicht der Vater sein könnte.“ „Aber wenn überhaupt kann nur Thomas darauf kommen und warum sollte er jetzt plötzlich darüber nachdenken, wenn er es die letzten sechs Jahre auch nicht getan hat?“ Simon zuckte mit den Schultern, „du machst dir einfach zu viele Gedanken.“ Biggi zuckte mit den Schultern, wahrscheinlich hatte Simon wie so oft recht.

 

Eine Woche verging und Eddie wurde eingeschult und äußerte nichts mehr von seinem Traum, so vergaß auch Biggi schnell was geschehen war. Simon musste für ein paar Tage nach Hamburg zu einer Sitzung, er musste Eddie versprechen, dass er ihm etwas schönes mitbrachte und Biggi musste er versprechen, dass er auf sich aufpasste, dabei machte er sich meistens die größeren Sorgen, er traute ihrem Beruf nicht ganz, jede Nacht wenn sie neben ihm im Bett lag war er froh, dass ihr nichts passiert war. Irgendwann, dachte er, irgendwann würde etwas passieren, doch sie stellte sich bei dem Thema taub.

An diesem Abend verabschiedete Biggi sich von den Jungs im Aufenthaltsraum, Eddie war noch bei einer Pflegemutter, wo sie ihn nun abholte. Thomas, Peter und Michael hatten eine Nachtschicht vor sich, mit Kaffee und Karten spielen wollten sie sich die Nacht durchschlagen, wie schon so oft davor.

Gegen zwei Uhr Nachts wurde Biggi von Eddie geweckt, der weinend ins Schlafzimmer gekommen war. „Hast du schlecht geschlafen?“ fragte sie während sie ihn in den Arm nahm und versuchte ihn zu beruhigen. Der Kleine befreite sich aus ihren Armen und schaute sie an, „Papa stirbt.“ Sagte er und Biggi starrte ihn an, „was redest du denn da? Das hast du geträumt.“ Eddie schüttelte kräftig mit dem Kopf, „er stirbt.“ Wiederholte er, Biggi dachte sofort an letzte Woche, hatte er nicht auch recht gehabt als er geträumt hatte, das Simon nicht sein Vater ist? Von einer plötzlichen Panik gepackt griff sie zum Telefon und wählte die Nummer des Hotels, in dem Simon schlafen wollte. Nach dem vierten Klingeln nahm der auch verschlafen ab, Biggi war unendlich erleichtert seine Stimme zuhören. „Warum weckst du mich denn mitten in der Nacht?“ fragte er und Biggi redete sich raus, sie war ja schon halb hysterisch, dabei hatte Eddie doch nur einen Alptraum gehabt. Das erklärte sie Eddie auch und lies ihn mit bei sich schlafen. Am nächsten Morgen hatte Biggi die Vorfälle der Nacht vergessen. Sie hatte die erste Schicht und Eddie musste zur Schule. Nachdem sie ihn dort abgeliefert hatte fuhr sie zur Basis, sie fuhr gerade auf den Parkplatz kam Gabriele ihr entgegen, „Guten Morgen!“ rief Biggi fröhlich, „Biggi, ich muss dir etwas sagen, Thomas ist letzte Nacht bei einem Einsatz ums Leben gekommen...“

 

ENDE



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